Sie war ein Mahnmal, das am Forumsgebäude der TU Braunschweig den Countdown für das Klima anzeigte. Jetzt wird die ClimateCrisisClock wieder abgebaut. Nach einem Wasserschaden durch den Starkregen im vergangenen Sommer musste die Klima-Uhr aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden. Hinzu kamen weitere technische Defekte, die nur mit großem finanziellen Aufwand hätten behoben werden können.
„Die ClimateCrisisClock war und ist nach wie vor eine hervorragende Idee, in deren Umsetzung ebenso viel zukunftsorientierte Überzeugung wie Herzblut eingeflossen sind“, sagt Professor Manfred Krafczyk, Vizepräsident für Digitalisierung und Nachhaltigkeit. „Leider sind die Herausforderungen eines solchen Projektes für einen robusten und dauerhaften Außenbetrieb mit studentischen Möglichkeiten nur schwer zu realisieren. Wir prüfen derzeit die Umsetzung einer alternativen, schlankeren Implementierung, um zumindest Teile des ursprünglichen Konzeptes zu verstetigen.“
Mit der ClimateCrisisClock als zentralem Element auf dem Campus wollte die TU Braunschweig ein Bewusstsein für die Dringlichkeit des Handelns schaffen. Die Uhr zeigte die verbleibende Zeit an, um die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die Idee dazu kam von der Klimagerechtigkeitsbewegung „Students for Future“. An der Entwicklung der Uhr waren mehr als 60 Studierende der Architektur und des studentischen Ingenieurbüros StudING beteiligt – vom Entwurf über die Umsetzung bis zum endgültigen Aufbau Ende April. Bis zuletzt hat die TU Braunschweig nach Möglichkeiten gesucht, die ClimateCrisisClock mit vertretbarem Aufwand wieder in Stand zu setzen.
In den Räumen des Instituts für Architekturbezogene Kunst (IAK) im Querumer Forst setzten die Studierenden die zehn großen Ziffern aus zum Teil gespendeten Material zusammen. Im Rahmen der TUmorrow Days wurde die ClimateCrisisClock schließlich am 15. Juni 2023 gestartet und zählte am Forumsgebäude in schnellen Schritten die Zeit zurück.
Nicht zu übersehende Skulptur
Für Professorin Folke Köbberling vom IAK ein „großartiges selbstorganisiertes studentisches Projekt“: „Eine ortsbezogene Skulptur, die formal auf das Forumsgebäude reagiert und auch ohne das Leuchten der Ziffern funktioniert. Ohne die konkrete Zeitangabe kann jeder seine eigene Perspektive auf dieses dringende Thema einnehmen.“ Bei dem Projekt hätten die Studierenden viel gelernt, sagt sie, nicht nur handwerkliches Arbeiten, Löten, Organisieren, sondern auch, dass nicht immer alles glatt läuft. „Ein großes Lob an alle Studierenden und ganz besonders an Kathrin Philipps, Mia Gutschalk und Florian Potkowa, die sich mit viel Herzblut für die ClimateCrisisClock eingesetzt haben“, betont Folke Köbberling.
In einem Statement bedauern die studentischen Mitinitiator*innen den Abbau der Klima-Uhr: „Wir sind tief betroffen, dass das Projekt ‚ClimateCrisisClock‘ am Forumsgebäude ein vorzeitiges Ende finden muss. Vor allem, dass unser Klimamahnmal seine Botschaft nur über einen kurzen Zeitraum kundtun konnte“, schreiben Kathrin Philipps, Mia Gutschalk und Florian Potkowa stellvertretend für die beteiligten Studierenden. „Dennoch sind wir als studentische Mitinitiator*innen mehr als dankbar für die geteilten Erfahrungen, die wir mit der Projektarbeit sammeln durften.“ Dank des Engagements zahlreicher Unterstützer*innen aus diversen Fakultäten konnte eine klimakommunikative Installation geschaffen und damit eine für die Thematik wichtige öffentliche Aufmerksamkeit generiert werden. Mit dem Abbau der Uhr soll in dieser Hinsicht noch nicht Schluss sein.
Uhr kehrt in den Kreislauf zurück
„Für künftige Projekte nehmen wir uns die gewonnenen Erkenntnisse zur Grundlage“, so die Studierenden. „Wir wünschen uns, dass die ClimateCrisisClock Aufmerksamkeit für die Klimakrise erzeugen konnte und dass sie zahlreiche weitere Projekte in dieser Sparte auf den Weg bringen mag. Die rasante Klimaerwärmung und die einhergehende Brisanz sind schwerlich zu übersehen. Während die Jahre, Tage, Minuten und Sekunden unaufhaltsam verstreichen, tickt die Uhr noch immer. Gemeinsam können wir etwas bewegen.“
Deshalb landet die ClimateCrisisClock nach ihrer Demontage auch nicht auf dem Müll, sondern kehrt in den Kreislauf zurück. Das Material wird vom Institut für Architekturbezogene Kunst weiter genutzt. Die Idee des IAK-Teams: „Wir werden die Uhr transformieren und die Holzstruktur für die Fassade des Instituts verwenden.“
Meldung von Bianca Loschinsky im MAGAZIN der TU Braunschweig