GTAS Stegreif | 30 Stunden #Dialog*räume

[Arch Aktuelles]

(English Version, see Flyer)

Trotz all der Themen, die eigentlich einer tieferen gesellschaftlichen Auseinandersetzung und Diskussion bedürften, ist eine drastische Veränderung der Gesprächs- und Debattenkultur zu beobachten. Sei es in der Diskussion um den Umgang mit den ökologischen Folgen des Klimanotstands (climate breakdown), um Fragen der sozialen Gerechtigkeit oder um Kriege und (geo-) politische Konflikte: Inhalte werden vereinfacht, Positionen zugespitzt, Komplexitäten reduziert und Polarisierungen gewollt oder in Kauf genommen.

Die Gestaltung von Raum trägt an vielen Stellen zur weiteren Verschärfung dieser Situation bei. Auch wenn die Architektur darüber nicht gerne spricht, ist sie in vielen Bereichen Komplizin in sozialen, kulturellen und politischen Konflikten, denken Sie an: Grenzräume, defensive und hostile Architekturen, spekulative Leerstände, Gated Communities, offensive Siedlungspolitiken, infrastrukturelle Maßnahmen, die Trennungen von sozialen Gruppen forcieren, übermäßige Versiegelungen, exzessiver Flächenverbrauch, extraktivistische Gewinnung von Ressourcen, Ausbeutung ökologischer Systeme, Verwendung von Materialien, die eindeutig den climate breakdown weiter vorantreiben, u . v. m.

Um in diesen Kontexten—sowohl in den mangelnden Diskussionen wie auch in Bezug auf die schwierigen räumlichen Situationen— Handlungsansätze erarbeiten zu können, die diesen Veränderungen entgegenwirken und dabei gleichzeitig zu gerechteren und gewaltfreieren Lebensrealitäten beitragen, ist es unerlässlich, Probleme in ihrer Komplexität anzuerkennen, ein Gespür für die Hintergründe verschiedener Akteur*innen zu entwickeln und sich die Folgen für die vielen Betroffenen bewusst zu machen. In dieser Auseinandersetzung müssen die unterschiedlichen Ansichten und Argumente verstanden und hinterfragt, Spannungen und Widersprüche erlebt, sowie ungewisse und unübersichtliche Zusammenhänge ausgehalten werden können. Denn ohne das konsequente Austauschen über und Aushandeln von verschiedenen Standpunkten verkrusten die Meinungen und Positionen, was es—wie zur Zeit erlebt werden kann—zunehmend schwerer macht, zu gerechten Lösungen zu gelangen.

Der Stegreif fordert dazu auf, in 30 Stunden die Komplexität eines Diskurses und die Räume, in denen dieser stattfindet, aufzufalten, wieder zu beleben, Positionen nuanciert zu erfassen, Widersprüche anzuerkennen, Polarisierungen durch die Darstellung unterschiedlicher Positionen und Perspektiven zu erkennen, aufzudecken und sichtbar zu machen: Wer äußert sich in dem jeweiligen Diskurs und mit welchem Interesse? Auf welchen Kanälen werden welche Argumente vorgebracht? In welchen Räumen (z. B. analog/digital, öffentlich/ privat, drinnen/draußen, offen/geschlossen) werden Argumente und Diskurse vorgebracht und ausgehandelt? Welche Perspektiven werden gesehen und welche nicht? Gibt es räumliche Komponenten, die Perspektiven sichtbar oder unsichtbar machen? Wer verfügt über die dominanten Stimmen, auf welchen Medien und in welchen Räumen, und wo kommen diese her?

TERMINE
11.01. Ausgabe, 15:00 Uhr, Webseite GTAS
15.01. Abgabe, bis 12:00 Uhr, über Stud.IP

Die Aufgabenstellung findet Ihr im Download.