An meinem ersten Arbeitstag wurde ich, zusammen mit den anderen Neuanfängern, erst einmal im Unternehmen herum geführt um mir zu zeigen, wo ich bei Fragen die entsprechenden Ansprechpartner finden kann. Anschließend kam ich in meine Abteilung. Hier wurde nun erstmal kurz erfragt, wie es so um meinen Wissensstand in der Softwareentwicklung steht. Als ich mit dem gängigen Wissen aus der Universität kam und Begriffe wie „Model View Controller“ fallen ließ, wurde ich etwas belächelt und mir wurde verdeutlicht, dass dieses Pattern heutzutage wohl kaum noch Anwendung findet. Ich sollte mich daraufhin erst einmal mit dem Konzept neuerer Architekturstile wie „Model View ViewModel“ und dem Reactive Programming vertraut machen. Den ersten Monat habe ich mir also weiterhin Tutorials zu Gemüte geführt und habe bestehende Projekte analysiert, um die Stile auch mal im praktischen Einsatz zu sehen.
Kurz danach wurde ich auch schon in meinem ersten Projekt eingesetzt, bei dem es dabei ging, eine bestehende App um eine Predictive Maintenance Komponente zu ergänzen, um drohende Ausfälle von Motorbauteilen zu prognostizieren und somit Motorschäden zu verhindern. An diesem Projekt habe ich alleine gearbeitet, da es gut geeignet war, um mit dem Thema vertraut zu werden und in der eigenen Geschwindigkeit zu arbeiten.
Danach wurde ich erstmal primär für Bugfixing in bestehenden Projekten eingesetzt, bis ich in das erste Projekt kam, in dem ich von Anfang an Teil des Teams war. Durch die geringe Teamgröße von sechs Personen wurde ich auch öfters nach meiner Meinung gefragt und konnte Einfluss auf Architektur- und Designentscheidungen nehmen. Das war für mich eine wirklich tolle Erfahrung, da ich vorher davon ausgegangen war, dass Studenten eher als günstige Arbeitskraft und weniger als mündig angesehen wurden – nun war hier genau das Gegenteil der Fall, was mich natürlich nur weiter motiviert hat. In diesem Projekt kam ich auch das erste Mal intensiv mit dem agilen Projektmanagement SCRUM in Berührung.
Mit diesem kleinen Team arbeite ich seit mittlerweile über zwei Jahren zusammen und es harmoniert noch wie am ersten Tag. Die Projektleitung hat dafür gesorgt, dass ich bei allen Terminen mit den Kunden anwesend bin, was mir auch einen tieferen Einblick in die Tätigkeiten des PMOs erlaubt. Zusätzlich kann ich in den Review-Terminen die von mir geleistete Arbeit präsentieren und kann dadurch sehen, wie der Kunde auf meine Arbeit reagiert und dass er sie wertschätzt.
Auch wenn ich meine berufliche Zukunft langfristig nicht unbedingt als Software-Entwickler sondern eher als Projektleiter sehe, so habe ich doch gelernt, dass ein guter Projektleiter zumindest eine Zeit lang als Entwickler gearbeitet haben sollte. Bei den anfänglichen Projekten waren zum Teil Projektleiter dabei, die von der Technik nicht sonderlich viel Ahnung hatten. Das hat auf das Team eine demotivierende Wirkung.
Im nächsten Eintrag ziehe ich ein Fazit aus meiner Erfahrung und gebe euch eine abschließende Empfehlung.