Betriebliche Ausbildungen im Generellen und in der IT im Speziellen sind natürlich immer stark geprägt durch das Unternehmen, in dem man seine Ausbildung macht. In meinem Fall bestand die IT aus ca. 12 Leuten (fluktuierte etwas über die Jahre). Die Aufgaben waren immer recht breit gestreut, da praktisch kein Bereich ausgegliedert wurde. Von der Verwaltung des physikalischen Netzwerks, über die Serveradministration (weitestgehend Windows Server) und Anwendersupport bis hin zur Administration und Weiterentwicklung des unternehmensinternen SAP ERPs war so ziemlich alles dabei.
Die Aufgaben wurden in drei Teams unterteilt: Server/Network, SAP und Client. In letzterem bin ich gestartet. Das Clientteam war verantwortlich für den Anwendersupport und die Wartung der Clients im Unternehmen. Wenngleich das nicht unbedingt immer der einfachste und zugegebenermaßen schönste Job ist gibt es auch dort immer mal wieder interessante Projekte. Highlight war der Rollout von Windows 7 (ja ist schon etwas her) im gesamten Unternehmen, d.h. ca. 500 Clients.
Gegen Ende der Ausbildung und auch in der Zeit zwischen Ausbildungsende und Studium (ca. 3 Monate) bin ich dann komplett auf die SAP-Entwicklung mit SAPs eigener Programmiersprache ABAP umgestiegen.
SAP ist nochmal eine völlig andere Welt. Letztlich ist es ein sehr großes SW-System mit eigenen Regeln. Grund für diese Eigenheit mag das Alter der Software sein; Code im SAP-System ist bis in die 80er Jahre hinein abwärtskompatibel, d.h. praktisch kann man noch genauso entwickeln wie in den 80er Jahren. Es ist schon sonderbar, wenn man einen Funktionsbaustein (also eine Methode mit sehr breiter Schnittstelle) aufruft, der älter ist als man selbst … Kernstück meiner Arbeit waren Schnittstellen zu anderen SAP- und Drittsystemen.
Neben den eher technischen Aufgaben wie Systemverwaltung, Support und eben Softwareentwicklung kamen natürlich auch immer eher administrative Tätigkeiten hinzu, wie z.B. Einkauf von Software oder spannender Planung für die Einführung von neuen Systemen, sowie Schulungen und letzten Endes Prozessplanung und/oder Dokumentation.
Systemeinführungen und die Planung bzw. Anpassung vorhandener oder neu zu definierender Geschäftsprozesse gehört m.M. nach auch zu den Königsdisziplinen in der Wirtschaftsinformatik, da enormes interdisziplinäres Agieren notwendig ist. Ich hatte bisher nur einmal das Vergnügen bei so einem Projekt planerisch tätig zu sein (es ging um die Einführung einer Lösung für verschlüsselte USB-Sticks und die Schaffung entsprechender Prozesse) aber selbst dieses eher kleine Projekt war schon sehr interessant.
Im zweiten Semester des Bachelorstudiums habe ich dann als Hiwi in der Carl-Friedrich-Gauß-Fakultät gearbeitet. Hier stand im Grunde sehr ähnliche Arbeit an, wie schon im Clientteam, wenngleich im kleineren Maßstab. Die Umgebung mit ca. 15 Rechnern anstatt 500 ist naturgemäß weniger streng geregelt. Während es in einem größeren Unternehmen üblich ist möglichst homogen Software zu verteilen (also möglichst immer gleiche Produktversionen auf allen Rechnern) trifft man im kleinen Umfeld meist auf heterogene Landschaften. Auch der Dokumentationsaufwand war hier deutlich geringer.
Die Schattenseite ist natürlich die schwierigere Einarbeitung, da schlicht kein großer Plan existiert, welche Systeme mit welchen Abhängigkeiten wo existieren. Diese Probleme sind in der IT allerdings oft vorhanden, von daher war ich eher wenig verwundert.
Das wäre es soweit von den Tätigkeiten, im letzten Teil dann ein wenig Eigenmeinung und die unspektakuläre Auflösung für den Clickbait-Titel der Blogserie.