Wirtschaftsinformatik in der Praxis

2017 Dezember | Wirtschaftsinformatik in der Praxis

3/3 – Was passiert eigentlich, wenn die IT ausfällt?

Als Ergebnis der Business Impact Analyse ist ein Bericht entstanden, der die Daten für alle 9 Prozesse umfasst hat. Zu jedem Prozess wurden auch Materialien aufgenommen, die sowohl im Not- als auch im Normalbetrieb benötigt werden. Alle diese Informationen sind schließlich in den Bericht mit eingeflossen. Außerdem wurde auch ein Ranking der kritischsten Prozesse erstellt, sowie der Bedarf an Notfallarbeitsplätzen ermittelt und im Bericht dokumentiert. Zu Ende des Berichts wurden auch Handlungsmaßnahmen sowie nächste Schritte für das anknüpfende Risikomanagement dargestellt.

Was mir selbst im Vorfeld der Business Impact Analyse nicht bewusst war ist, wie tief sie innerhalb der Organisation verankert ist. Für mich war es eine tolle Gelegenheit ein mittelständisches Unternehmen von innen kennenzulernen, da ich durch diese Aufgabe in jeden Bereich hineinschauen konnte. Neben den ganzen inhaltlichen Aspekten werde hierbei auch zwischenmenschliche „Social“ Skills aufgebaut. Denn nicht jedes Interview war ein Selbstläufer. Auch der Umgang mit der Geschäftsführung sowie den Business Unit Leitern erforderte ein gewisses Feingefühl.

Insgesamt kann ich nur jedem empfehlen, sich den Bereich Business Continuity bzw, auch Service Continuity einmal anzuschauen. Oftmals wird er zu sehr vernachlässigt oder ist quasi nicht existent, aber er ist und bleibt für mich einer der spannendsten Gebiete in einem Unternehmen.


2/3 – Was passiert eigentlich, wenn die IT ausfällt?

Beginnen wir nun die Reise durch mein Praktikum. Am ersten Arbeitstag erfuhr ich, dass ich für die InfoTec einen eine Business Impact Analyse erstellen durfte. Ziel einer Business Impact Analyse ist es die businesskritischen Geschäftsprozesse eines Unternehmens herauszufinden und ihre Kritikalität in Bezug auf Schadensausmaß und Ausfallzeit zu bewerten. Diese Daten liefern auch einen wesentlichen Input für das darauffolgende Risikomanagement, welches die Prozesse bezüglich Schadenswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß bewertet. Das Bundesinstitut für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) bietet zur Vorbereitung, Durchführung und Auswertung einer Business Impact Analyse Templates, die ich inhaltlich an die Anforderungen der InfoTec angepasst habe. Um zunächst einmal herauszufinden, welche Geschäftsprozesse businesskritisch sind habe ich einen Workshop mit der Geschäftsführung, sowie allen Business Unit Leitern geplant.

Innerhalb des Workshops wurde unter Verwendung von Metaplantafeln und Moderationskarten das Bild der kritischen Geschäftsprozesse der TUI InfoTec entwickelt. Der nächste Punkt auf der Agenda des Workshops war die Abstimmung der Schadensszenarien. Dabei wurden die vom BSI 100-4 Standard mitgelieferten generischen Schadensszenarien als Vorlage genommen. Die 5 Szenarien die im Rahmen der Business Impact Analyse bei der InfoTec in den Fokus rückten waren

  • Beeinträchtigung der persönlichen Unversehrtheit,
  • Finanzielle Auswirkung,
  • Beeinträchtigung der Aufgabenerfüllung,
  • Verstoß gegen Gesetze, Vorschriften und Verträge und
  • Negative Innen- und Außenwirkung (Imageschaden).

Zu den 9 businesskritischen Geschäftsprozessen, die im Workshop identifiziert wurden, wurden Ansprechpartner zugeteilt. Mit diesen Ansprechpartnern habe ich im weiteren Verlauf des Projektes Interviews durchgeführt. Dazu wurde von jedem der 9 Prozesse das Schadensausmaß (gering, mittel, hoch bis sehr hoch) pro Schadensszenario (s. oben) in Bezug zur Zeit bestimmt. Bsp: Fällt die Telefonanlage eine Stunde aus, hat dies wenig Auswirkung auf Aufgabenerfüllung. Fällt die Anlage jedoch eine Woche aus, kann das dazu führen, dass Aufgaben nicht fristgereicht erledigt werden können. Dies ist dann mit einem höheren Schadensausmaß zu bewerten.


1/3 – Was passiert eigentlich, wenn die IT ausfällt?

Hallo liebe Leser, ich bin Yannic und studiere nun im 4. Mastersemester Wirtschaftsinformatik an der TU Braunschweig. Meinen Bachelor habe ich an der Hochschule Hannover erworben und habe mich dort in der Fachrichtung IT Service Management spezialisiert.

Falls ihr euch schon immer mal gefragt habt, was eigentlich passiert, wenn die IT ausfällt und welche Konsequenzen dies haben kann, dann lest einfach weiter. Ich werde euch in den nächsten Beiträgen einmal schildern, welche Maßnahmen im Vorfeld getroffen werden müssen, damit kein größerer Schaden dabei entsteht. Aber zunächst einmal möchte ich euch die TUI InfoTec näher vorstellen, bei der ich mein Praktikum absolviert habe.

Die TUI InfoTec GmbH ist ein IT-Dienstleister aus Hannover. Mit rund 350 Mitarbeitern betreut die TUI InfoTec Systeme aller Gesellschaften der TUI Group. Nur einen kleinen Teil machen externe Kunden aus dem Mittelstand aus. Die TUI InfoTec ist eine Tochtergesellschaft der TUI AG. Die Anteile an dem Unternehmen liegen zu 100% bei der TUI AG.

1997 ist die TUI InfoTec aus der IT-Abteilung des TUI Konzerns hervorgegangen. Als IT-Rückgrat der TUI Group ist die TUI InfoTec 2007 ein Joint-Venture mit einem indischen IT-Dienstleister eingegangen. Seit 2012 ist die TUI InfoTec wieder 100%ige TUI-Tochter und fokussiert sich größtenteils auf die TUI-Gesellschaften.

Das Leistungsspektrum der TUI InfoTec ist sehr umfangreich. Es reicht von Rechenzentrums-Services, Softwareentwicklung, Applikationsmanagement bis hin zu Cloud-Lösungen, von der Beratung über Implementierung bis zum Betrieb.

Die TUI InfoTec besitzt zwei Rechenzentren, die beide in Hannover lokalisiert sind. Die zwei redundant ausgelegten Rechenzentren sichern das Datennetz und den Betrieb von mehr als 2000 Servern in über 1000 Standorten. An den Systemen die bei der TUI InfoTec gehostet sind arbeiten Unternehmensintern etwa 6000 Anwender. Bei über 11000 Postfächern stellt die TUI InfoTec außerdem den Emailverkehr sicher.

Darüber hinaus werden in den Rechenzentren in Hannover Anwendungen, die den Flugbetrieb für 12 Airlines und 29 Flughafenstationen sicherstellen, gehostet. Über 80.000 Reisebüroterminals haben somit weltweit Zugriff auf die Buchungssysteme. An Spitzentagen wird somit gewährleistet, dass 30 Millionen Online-Anfragen performant verarbeitet werden. Ferner wird die TUI InfoTec immer stärker in Gruppenprojekte eingebunden und liefert wichtige Ressourcen für den Projekterfolg.


Teil 3 – Vielseitiges Praktikum im Behältermanagement bei BMW

Im letzten Teil meines Berichts will ich nochmal die Vielseitigkeit meines Praktikums hervorheben. Da ich im Projektmanagement tätig war, hatte ich viel im strategischen und taktischen Bereich des Behältermanagements zu tun. Etwa zur Mitte meines Praktikums, als ich bereits einen guten Überblick über das Projekt und im Speziellen das System hatte, erhielt ich die Möglichkeit eines Einblicks in die Operative. Zur Einführung des Systems war eine Info-Mail eingeführt worden an die sich Lieferanten und Mitarbeiter wenden konnten, wenn Sie Probleme jeglicher Art mit dem System hatten. Die Betreuung dieser Info-Mail wurde mir übertragen, sodass ich als Bindeglied zwischen den Benutzern und den Betreibern des neuen Systems fungierte.

Hierbei galt es als erstes die gemeldeten Probleme zu kategorisieren. Handelte es sich um ein Verständnisproblem, einen Anwendungsfehler, falsche Stammdaten oder technische Schwierigkeiten? Im Laufe der Zeit entwickelte ich einen Lösungskatalog, der es mir ermöglichte zahlreiche Anfragen selbstständig zu lösen und so schnell Hilfe anzubieten.

Bei einigen Problemen galt es den richtigen Ansprechpartner ausfindig zu machen und diesem das Problem darzustellen und zu übergeben. Diese Fälle mussten entsprechend nachverfolgt werden, um die Bearbeitung sicherzustellen.

Ein wichtiger Teil der Arbeit war es, die neu eingeführten Prozesse zu schulen und deren Einhaltung zu forcieren. Aufgrund der Fülle an neuen Aufgaben kam es mitunter zu nicht autorisierten Prozessen, die in der Folge zu Verwirrung und nicht abgestimmtem Verhalten geführt haben. Hier habe ich die Prozesse häufig nochmal mit den Prozessteilnehmern besprochen. In diesem Rahmen kamen auch etwaige Prozesslücken auf, die es zu schließen galt, was ich dann in Absprache mit den Beteiligten getan habe.

 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass meine Zeit bei BMW im Praktikum mich sowohl fachlich als auch methodisch stark vorangebracht hat. Neben den Kenntnissen und Mechanismen des Behältermanagements, habe auch mein logistisches Wissen aufgefrischt und neue Aspekte kennengelernt. Zudem habe ich erste Erfahrungen im Projektmanagement gesammelt, was mir vor allem aufgrund der Vielseitigkeit der Aufgaben und der Vernetzung mit anderen Abteilungen Spaß gemacht hat. Ich kann es jedem nur empfehlen im Rahmen seines Studiums praktische Erfahrungen zu sammeln. Nicht nur hat man die Möglichkeit an der Universität gelehrte und gelernte Konzepte in der Praxis zu sehen und anzuwenden. Man sieht auch, dass viele genutzte Werkzeuge entweder Abwandlungen vorhandener Ideen sind oder aus eigenen Überlegungen von Mitarbeitern entstehen. Somit erfährt man Dinge, die das universitäre Studium nicht abdecken kann. Auch die Art der zu lösenden Probleme und die Schritte, die man unternehmen muss, um sie zu lösen, macht einen um viele Erfahrungen reicher.

Als kleine Orientierung will ich euch noch die Vorlesungen aus meinem Masterstudium nennen, die im Praktikum besonders hilfreich waren. Gerade vor dem Hintergrund meines logistischen Praktikums war die Vertiefung Produktion und Logistik mit der Vorlesung Supply Chain Management sehr sinnvoll. Die dazu angebotenen Softwaretoolübungen vermitteln Inhalte, die im Praktikum oder auch in Abschlussarbeiten hilfreich sind. Im wirtschaftsinformatischen Bereich waren für mich vor allem die Inhalte aus Intelligent Data Analysis nützlich, da Datenanalysemethoden vorgestellt werden, die einem regelmäßig begegnen. E-Services fand ich aufschlussreich, da wichtige Konzepte zur Umsetzung von E-Services in Zukunft immer wichtiger werden und mir bei der Erstellung der Schulungsunterlagen geholfen haben. Bei diesem Thema habe ich mich auch oft an die Inhalte aus Mensch-Maschine-Interaktion erinnert, da hier auch auf die Vermittlung von Wissen und intuitiver Gestaltung eingegangen wird.