Ein letztes Hallo,
in meinem letzten Beitrag möchte ich ein bisschen die Vor- und Nachteile des Jobs, des Unternehmens und des Aufgabenfelds aufzeigen.
Zunächst ist es natürlich super, einen Studentenjob auszuführen. Die Erfahrung neben dem Studium zu sammeln ist wichtig, viele Dinge, die man im Studium lernt, sind nutzlos im Vakuum, wenn man allerdings in einem Unternehmen arbeitet, kann man vieles besser anwenden oder den Nutzen des Wissens erkennen. Speziell gilt das für viele theoretische Ansätze, aber natürlich auch für technisches Fachwissen. Das Geld ist ebenfalls super, gerade bei 20 Stunden / Woche bei damals 15,70€ Stundenlohn kommt man dabei gut über die Runden.
Das heißt natürlich aber auch, dass viel Zeit verloren geht. Ich habe versucht parallel meine Bachelorarbeit zu schreiben, hier hatte ich Glück, dass mein Betreuer mich erst sehr spät meine Arbeit hat anmelden lassen, da ich sonst einfach viel zu wenig Zeit dafür gehabt habe. Ich konnte dafür allerdings meine Wochenstunden bei VWFS verringern. Da das immer noch nicht reichte, musste ich letztendlich meinen Job kündigen, damit ich mein Bachelorstudium abschließen konnte.
Weitere Gründe für mein Ausscheiden aus dem Unternehmen gab es viele. Zunächst bin ich überhaupt kein Fan von Autos, was den VW Konzern schon direkt weniger interessant für mich macht. Nachdem ich mehr von der Art, wie der Konzern geleitet wird, mitbekommen habe, verstand ich die Entstehung des Dieselskandals immer besser. Die steilen Hierachien werden ohne Rücksicht auf vorhandenes Wissen ausgenutzt, um Interessen von Einzelpersonen durchzusetzen. Oft steht man als Mitarbeiter einer “Haudrauf-Entscheidung” eines Vorgesetzten eines beliebigen Ranges gegenüber und muss dieser jetzt blind gehorsam leisten. Oft weiß jemand im direkten Umfeld, dass diese Entscheidung nicht funktionieren kann, aber man arbeitet sie ab, bis es zum Unfall kommt. Dann wird ein Schuldiger gesucht und damit weitergemacht. Die Kommunikation im Konzern, aber auch schon im Unternehmen, ist einfach schlecht. Ein weiterer Aspekt, der mich am Overmanagement von VWFS stört, ist die Kompetenzengewichtung. Mein Unterabteilungsleiter war noch relativ neu als ich in die Abteilung kam und hatte einige sehr gute Eigenschaften für seine Position. Er blieb an Sachen dran und versuchte sehr energisch Aktivitäten durchzupushen, was bei der VW-Bürokratie ein eigenes Talent war. Allerdings hatte er überhaupt keinen Informatikhintergrund. Er hatte keine Ahnung von der Arbeit, die seine Leute machten. Wenn also eine Aufgabe 20min dauerte, hätte hier jemand ihm erzählen können, dass man dafür eine Woche braucht und unser Chef konnte nichts anderes machen als das zu glauben und die Zeit so einplanen. Ich denke nicht, dass es sinnvoll war, dass ein Unterabteilungsleiter, der so nah an der eigentlichen Tätigkeit arbeitet, nicht wusste, was seine eigene (Unter-) Abteilung tut.
Außerdem sind die Prozesse im Unternehmen extrem langsam und qualvoll. Man muss bei fast jeder Anfrage sehr oft nachfragen, wenn man nicht mindestens 2x in der Woche die zuständige Abteilung nervt, braucht man nicht erwarten, dass die Anfrage überhaupt jemals fertig wird. Generell hat man nicht das Gefühl, dass im Unternehmen eine große Arbeitsmotivation herrscht.
Dazu kommt, dass ich in meiner Abteilung ja nicht Teil des Kernteams war und daher meine Arbeit alleine ausgeführt habe. Ich hatte wenig Codingerfahrung und habe keine Codereviews von meinen Kollegen bekommen, wodurch ich bis heute nicht weiß, ob ich die Arbeit eigentlich gut gemacht habe. Für einen zukünftigen Job würde ich mir genau dieses wünschen.
In meiner Entscheidung für das Studium hat mich die Werkstudententätigkeit definitiv gestärkt. Ich bin mir nun sicher, dass die Fähigkeiten, welche ich in meinem Studium mir angeeignet habe, nützlich in meinem Berufsalltag werden und ich weiß nun auch, warum es Menschen gibt, die nicht zu großen (starren) Unternehmen wollen, wie etwa VW.