Braunschweig. Der Anlauf des Golf 8 verzögerte sich und brachte gleich einen Rückruf. Auch der Verkaufsstart des rein elektrischen Kompaktmodells ID.3 von VW wurde nach hinten geschoben. Ursache dieser Verzögerungen und Pannen, die VW viel Geld kosten, sind Probleme mit der Software. Dabei ist der Einsatz von Rechnern und entsprechender Software doch gar nicht neu. Woran also liegt es?
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass der Grad der Digitalisierung in beiden Modellen vom Hersteller deutlich gesteigert wurde. Das gilt für die Vielzahl der digitaler Anwendungen, daher sollen beide Autos „always on“ sein, also fortlaufenden mit dem Internet verbunden. Bei dem ID.3 kommt noch der rein elektrische und digital gesteuerte Antrieb hinzu.
Digitale Ausbildung vernachlässigt
Diese Komplexität allein ist es aber nicht, die – längst nicht nur bei VW – zu Problemen führt, sagt Ina Schaefer. Die Professorin leitet das Institut für Softwaretechnik und Fahrzeuginformatik an der TU Braunschweig. Hinzu kämen fehlende Fachleute, ein zu sehr in technischen Traditionen verhaftetes Denken der Entwickler und nicht zuletzt eine vernachlässigte digitale Ausbildung in Deutschland. „Es wird noch viel gebastelt“, sagt Schaefer im Gespräch mit unserer Zeitung. Und das ist kein Kompliment. Doch von vorne: Die technische Evolution hat auch Autos auf ein neues, digitales technisches Niveau gehoben. „Die Grenzen verschwimmen. Für Autos sind nicht nur wie bisher Steuergeräte wichtig, die Motor, Getriebe oder elektrische Anwendungen steuern“, erläutert die Wissenschaftlerin. Hinzu kämen mit jeder Fahrzeuggeneration weitere Assistenzsysteme, die den Autolenker beim Fahren unterstützen, sowie die Anbindung an Plattformen außerhalb des Fahrzeugs. Sei es, um das Auto über digitale Kanäle mit Verkehrsinformationen zu füttern, sei es um dem Fahrer das Nutzen digitaler Unterhaltungsformate im Auto zu erleichtern.