Vom „Highway Pilot“ bis zur Rettungsgasse

[Redaktion, NFF, Aktuelles & Presse]

NFF demonstrierte fahrerloses Fahren auf der auf der Hannover Messe 2023

Selbstständig in den Verkehr einfädeln oder in der Stadt Spurwechsel durchführen, eine Baustelle umfahren oder eine Rettungsgasse bilden – Fahrzeuge mit entsprechenden Fahrfunktionen und einer hochgenauen 360º-Sensorik machen dies heute schon möglich. Wie weit die Vorstellung vom autonomen Fahren bereits Realität ist, zeigte das Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) der TU Braunschweig auf einem Gemeinschaftsstand der Automotive Agentur Niedersachsen bei der Hannover Messe vom 17. bis 21. April 2023. Um die Mobilität der Zukunft erlebbar zu machen, entwickelten WissenschaftlerInnen des Instituts für Fahrzeugtechnik TU Braunschweig eigens für das Messegelände in Hannover eine Demonstration, in der zwei Forschungsfahrzeuge sich von ganz allein und selbsttätig überholen und somit automatisiert eine Rettungsgasse bildeten.

Die beiden Forschungsfahrzeuge „TEASY III“ und „TIAMO II“ fahren bereits autonom. Das Institut für Fahrzeugtechnik der TU Braunschweig hat sie mit entsprechenden Fahrfunktionen und einer hochgenauen 360º-Sensorik ausgestattet. Auf dem Messegelände konnten BesucherInnen in einem ersten Anwendungsfall dank des 5G-Kommunikationsstandards erleben, was die Fahrzeuge können: TEASY III bildet automatisiert eine Rettungsgasse, während TIAMO II die Rolle des „Polizeiautos“ übernimmt. In einer zweiten Demonstrationsfahrt fährt TEASY III mit Gästen vom Messegelände auf den Messeschnellweg und wird dann ein Teilstück autonom fahren. Über den aktuellen Stand beim Zusammenspiel von Sensortechnik, Elektronik und Software informierten sich nicht nur Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil und einige niedersächsische Minister wie Falko Mohrs (Wissenschaft), Olaf Lies (Wirtschaft) und Gerald Heere (Finanzen), sondern auch Digitalstaatssekretär Frank Doods sowie zahlreiche nationale und internationale Delegationen und BesucherInnen, etwa aus Mexiko oder Indonesien.

Einblicke in den aktuellen Stand zum autonomen und vernetzten Fahren

Unter dem Dach der Automotive Agentur Niedersachsen zeigten vier führende niedersächsische Forschungsinstitute erstmals gemeinsam an einem Ort die neuesten Entwicklungen in den Bereichen Automotive, Infrastruktur, KI-Simulation und Landtechnik. Neben dem Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF), dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Deutschen Forschungszentrum Künstliche Intelligenz (DFKI) aus Osnabrück, war auch die die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) beteiligt. In ihrem Forschungszentrum „Technology and Innovation Center for Automotive Research“ (kurz: TI-CAR) zeigte die PTB, welche Rolle Wettereinflüsse, Alterung oder Unfälle auf die Messtechnik und das Zusammenspiel der Sensoren beim autonomen Fahren hat. Das Forschungszentrum befindet sich noch im Planungsstadium, weshalb die Fahr- und Fahrzeugprüfungen mittels VR-Simulation vorgestellt werden. Zusätzlich wurde anhand eines ID.4 von Volkswagen, vom Niedersächsischen Forschungszentrum für Fahrzeugtechnik (NFF) mit spezieller Technik ausgestattet, anschaulich über Monitore dargestellt, was Sensoren wahrnehmen, wenn es zu Sichtbehinderungen durch Nebel, Regen oder Schnee kommt.

Paneldiskussion über Potentiale des autonomen Fahrens in Niedersachsen

Ergänzend zu den Showcases war die niedersächsische Forschung im Bereich der autonomen und vernetzten Mobilität auch Thema von mehreren Paneldiskussionen, die die Potentiale und Herausforderungen in Niedersachsen thematisierten. Inwieweit die Forschungen die zukünftige Mobilität voranbringen und wie realitätsnah die Ergebnisse sind, diskutierten unter anderem Prof. Dr. Ing. Schrader, Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Dr. Sebastian Pütz, Nature Robots GmbH, Prof. Dr. Frank Köster, DLR Institut für KI-Sicherheit sowie Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor, Vorstandssprecher des Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik. Für die nächsten Evolutionsstufe, an der bereits geforscht wird müssten laut den Experten noch einige Herausforderungen, von Sensoren über Algorithmen bis hin zur künstlichen Intelligenz, bewältigt werden: Ab Mitte 2024 wird in Braunschweig ein autonomer, rein elektrisch betriebener Bus unterwegs sein – mit deutschlandweit erstmals 50 km/h.

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Roman Henze
Technische Universität Braunschweig
Institut für Fahrzeugtechnik
Hans-Sommer-Straße 4
38106 Braunschweig
Tel.: 0531 391-2608
Mail: r.henze(at)tu-braunschweig.de  
www.iff.tu-bs.de