Der Fundort im Tagebau von Schöningen zählt weltweit zu einem der wichtigsten Orte der Archäologie. Bereits seit 1981/82 finden Grabungen statt, die zahlreiche bedeutende Funde zutage gefördert haben. Neben mehreren tausend Knochenresten, die hauptsächlich vom Pferd stammen, wurden einige Steinwerkzeuge und acht Speere entdeckt. Die Entdeckung dieses Jagdlagers in der unmittelbaren Nähe eines ehemaligen Sees lieferte erstmals Hinweise auf planendes Handeln und Kommunikationsvermögen des Frühmenschen vor mehr als 300.000 Jahren. Die Kombination unterschiedlichster archäologischer und naturwissenschaftlicher Disziplinen ermöglicht nun, ein umfassendes Bild von der Lebensweise und dem Lebensraum des Homo heidelbergensis zu zeichnen.
Einen wichtigen Beitrag kann dabei die Bioindikation mit der Analyse von im Seesediment fossil erhaltenen Resten von z.B. Diatomeen und Ostrakoden leisten. Diese Organismen leben unter den unterschiedlichsten Umweltbedingungen. Die einzelne Art ist dabei optimal an bestimmte Umweltparameter angepasst (wie z.B. Nährstoffgehalt, Temperatur, O2-Gehalt, Turbulenz, Strömung, Salinität, Wassertiefe). Sind die ökologischen Präferenzen fossil erhaltener Arten bekannt, dann können diese Mikrofossilien als Indikatoren benutzt werden, um lokale Umweltbedingungen der Vergangenheit zu rekonstruieren.
Ziel der Studie ist es, mittels der Vergesellschaftung von Diatomeen, Ostrakoden und anderer Mikroorganismen die Entwicklung des Paläosees bei Schöningen und Klimaschwankungen im Einzugsgebiet während des Mittelpleistozäns zu rekonstruieren, um zu einem besseren Verständnis des Lebensraumes des Homo heidelbergensis beizutragen.
Link zur Sonderausstellung "Sielmann! Entdecke die Wildnis" (CC-Virtualtours/Christo Czichy) mit Beitrag des Instituts für Geosysteme und Bioindikation