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Am 1. Januar 1912 wird Carl Pfleiderer als ordentlicher Professor im Alter von 30 Jahren an die damalige TH Braunschweig berufen. Als Nachfolger von Prof. Franke hatte er die Fachgebiete Allgemeine Maschinenlehre, (Kolben)-Dampfmaschinenbau, Dampfturbinen, Pumpen, Gebläse und Kompressoren sowie die Theorie und Konstruktion hydraulischer Turbinen zu vertreten. Ab 1920 leitete er das hochschuleigene Kraftwerk, das auch für Forschungs- und Ausbildungszwecke genutzt wurde. Innerhalb der Hochschule übernahm er verschiedene Funktionen. Zwischen 1913 und 1945 war er mehrfach Vorstand der Abteilung Maschinenbau bzw. Dekan der Fakultät und von 1945 bis 1947 Prorektor der Hochschule. Seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen liegen im Bereich des Kreiselpumpenbaus. Er entwickelte die theoretischen Grundlagen und Berechnungsmöglichkeiten und erhielt mehrere Patente im In- und Ausland. Er veröffentlichte mehrere Lehrbücher und zahlreiche Aufsätze und war Mitarbeiter bekannter Standardwerke wie z.B. ’Die Hütte’. Hier bearbeitete er von der 25. Aufl. 1926 bis zur 28. Aufl. 1954 das Kapitel ’Pumpen’. Pfleiderer war auch Mitarbeiter der bekannten technischen Enzyklopädie "Luegers Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften" und schrieb für die 3. Auflage 1926 z.B. einen 12-seitigen Beitrag über Pumpen.
1924 erschien die Erstauflage seines Hauptwerkes "Die Kreiselpumpen", das in fünf Auflagen im Springer-Verlag erschien und durch Übersetzungen in andere Sprachen internationale Anerkennung fand. Ebenfalls in verschiedene Sprachen übersetzt wurde sein Lehrwerk "Strömungsmaschinen", zuerst erschienen 1952 im Springer-Verlag. Im Vorwort verteidigt er darin die Zusammenfassung der Abhandlung von Dampfturbinen, Wasserturbinen und Kreiselpumpen unter dem Begriff "Strömungsmaschinen" noch gegen mögliche Vorbehalte. Diese Zusammenfassung wurde aber schnell von der Fachwelt akzeptiert und als Fachgebiet des Maschinenbaus bald von vielen Hochschulen übernommen. Auf Prof. Pfleiderer geht auch die sog. Minderleistungs-Theorie im Turbomaschinenbau zurück.
Für seine wissenschaftlichen Leistungen und sein Lebenswerk erhielt Pfleiderer zahlreiche Ehrungen. Zu seinem 70. Geburtstag erhielt er den Ehrendoktor der TH Stuttgart und die Würde eines Ehrensenators der TH Braunschweig. Das große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhielt er zum 75. Geburtstag, an dem ihm auch die seltene Ehre zuteilwurde, dass sein ehemaliges Institut mit Genehmigung des Ministeriums seitdem seinen Namen führte: PFLEIDERER-INSTITUT FÜR STRÖMUNGSMASCHINEN. Carl Pfleiderer starb am 7.8.1960 in Braunschweig.
Im September 1952 wird als sein Nachfolger Prof. Hartwig Petermann berufen. Die Büroräume des Instituts sind aufgrund des Krieges immer noch provisorisch in dem ehemaligen Haus des Heizers neben dem Kraftwerk untergebracht und die Arbeitsverhältnisse für die Wissenschaftler sehr beengt. Zahlreiche Veröffentlichungen zeigen die vielseitigen Interessen Prof. Petermanns auf dem Gebiet der Dampfturbinen, der Kreiselpumpen und der Verdichter. Stellvertretend sei der Aufsatz "Sicherheitseinrichtung gegen längeres Arbeiten von Axialverdichtern im Abreißgebiet" genannt, in dem ein Staurohr beschrieben wird, dass auch heute noch vielfach- am Pfleiderer-Institut auch für Forschungszwecke - verwendet wird und im allgemeinen als "Petermann-Rohr" bezeichnet wird. Ende 1961 wurde für das Institut für Kolbenmaschinen und das Institut für Strömungsmaschinen ein gemeinsamer Bau am Langen Kamp begonnen. Im Juli 1963 ist Richtfest und es dauerte noch bis 1966 bis endlich das Provisorium im Heizkraftwerk verlassen werden konnte und der Neubau bezugsfertig war. Am 06.09.1966 wurden die beiden Institute feierlich eingeweiht.
In der Forschung konzentrierte sich die Arbeit auf experimentelle Arbeiten an Kreiselpumpen und Ventilatoren aller Art. Zahlreiche Arbeiten haben das Ziel, durch systematische Parametervariation die noch vorhandenen Lücken bei der Auslegung von Kreiselpumpen zu füllen. Hier sind insbesondere die Arbeiten über die Strömungsverhältnisse in Dichtspalten, also berührungslosen Dichtungen, zu nennen. 1976 promoviert Günter Kosyna mit einer Arbeit über das Thema: "Untersuchungen an radial durchströmten Dichtspalten mit ebenen Spaltwandungen unter Berücksichtigung von Parallelitätsfehlern". Es war der Wunsch Pfleiderers, dass die nach seinem Tod im Jahr 1960 notwendigen Auflagen des Buches "Strömungsmaschinen" von Prof. Petermann bearbeitet werden sollten. Im Jahr 1964 erschien dann die 3. Auflage des Buches, das nun Pfleiderer-Petermann "Strömungsmaschinen" hieß. Das Buch war so erfolgreich, dass bis zum Jahr 1990 noch weitere 3 Auflagen notwendig wurden. Außerdem wurde das Buch in Türkisch, Spanisch und Italienisch übersetzt. Aus Anlass des 100. Geburtstages von Pfleiderer wurde unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Petermann die VDI-Tagung: "Hydraulische Strömungsmaschinen - C. Pfleiderer-Gedächtnis-Tagung" vom 14. bis 16. Oktober 1981 an der TU Braunschweig durchgeführt. Die Emeritierung von Prof. Petermann wird im Oktober 1984 mit einem wissenschaftlichen Kolloquium gewürdigt.
Nach über einem Jahr ohne Institutsleiter nimmt Prof. Dr.-Ing. Günter Kosyna Anfang 1986 seine Tätigkeit am Pfleiderer-Institut auf. Durch 10 Jahre Tätigkeit in der Industrie geprägt wird das Institut mehr auf industrienahe Forschungsarbeiten ausgerichtet. Mit den Beziehungen zum früheren Arbeitgeber, der Fa. Pleuger Unterwasserpumpen, wird ein spezieller Prüfstand für Unterwassermotorpumpen aufgebaut, der wie alle später gebauten Prüfstände Systemdruckvariation erlaubt und damit für NPSH-Messungen, also Messungen der Saugfähigkeit von Pumpen besonders geeignet ist. Die heutige Messtechnik erlaubt detaillierte Untersuchungen, so sind zeit- und/oder ortsaufgelöste Messungen Standardmethoden am Pfleiderer-Institut. Neben dem Einsatz von Telemetrieanlagen zur Messwertübertragung aus rotierenden Systemen hat die Beschaffung eines PIV-Systems (berührungsloses Geschwindigkeitsmessverfahren für Geschwindigkeitsfelder) im Jahre 1999 die Untersuchungsmethoden erheblich erweitert.
Die bereits unter Prof. Petermann begonnenen Arbeiten auf dem Gebiet der Axialventilatoren wurden von Prof. Kosyna in enger Abstimmung mit der FLT (Forschungsvereinigung Luft- und Trocknungstechnik im VDMA) weitergeführt und nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit dem Institut für Strömungsmechanik und der Arbeitsgruppe Turbomaschinen unter Prof. Stark intensiviert. Dies führte im Jahr 2000 zum Bau des 600mm Niederdruck-Axialverdichter Prüfstands mit BMW-RR als Industriepartner im Rahmen eines europäischen Forschungsvorhabens (BRITE/EURAM).
Seit der Neuordnung des Studienganges Maschinenbau an der TU Braunschweig im WS 1997/98 gehört das Pfleiderer-Institut zur Fachrichtung "Energie- und Verfahrenstechnik". Seit dem WS 2005/06 gehört das Pfleiderer-Institut zusätzlich zur Fachrichtung "Luft- und Raumfahrttechnik". Im Rahmen eines wissenschaftlichen Festkolloquiums wurde am 25.03.2011 Prof. Kosyna nach 25-jähriger Tätigkeit als Leiter des Pfleiderer-Instituts für Strömungsmaschinen der TU Braunschweig verabschiedet.
Seit 2011 ist Prof. Dr.-Ing. Jens Friedrichs Leiter des Instituts, welches in Institut für Flugantriebe und Strömungsmaschinen umbenannt wurde. Im Mai 2012 zieht das Institut für Flugantriebe und Strömungsmaschinen mitsamt der Prüfstände in einen Neubau am Campus Forschungsflughafen.