Dass die Forschung am IGÖ auch für Klein- und Hobbygärtner interessant ist, wussten vielleicht bisher nur Instituts-Insider. Im bekannten Gartenmagazin 'Kraut und Rüben' hat Dr. Matthias Beyer von der Arbeitsgruppe Isodrones ein Interview zu einem wenig untersuchten und verstandenen, aber unter Umständen im Angesicht des Klimawandels immens wichtigen Prozess gegeben: der hydraulischen Umverteilung. Hydraulische Umverteilung (engl. Hydraulic Redistribution) bezeichnet den passiven, nächtlichen Wassertransport aufgrund von Bodenfeuchte- bzw. Wasserpotentialgradienten im Boden (siehe Abbildung). Das so umverteilte Wasser steht am nächsten Morgen der 'verteilenden', aber auch anderen Pflanzen zur Verfügung. Ein einfaches Beispiel hierfür: Während einer Dürre im Sommer ist der Oberboden komplett ausgetrocknet, in der Tiefe ist allerdings noch genügend Wasser verfügbar (z.B. Grundwasser). Gibt es nun Pflanzen, die in der Lage sind Tiefenwurzeln auszubilden, besteht die Möglichkeit, dass Wasser aus der tiefen Bodenschicht über die Pflanzenwurzeln umverteilt und in oberen, sehr trockenen Bodenschichten wieder abgegeben wird. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass der Prozess in allen Klimazonen stattfindet und von sehr vielen tiefer wurzelnden Pflanzenarten 'ausgeführt' werden kann. Allerdings gibt es kaum Studien, welche die größerskalige Bedeutung von hydraulischer Umverteilung untersuchen - ein Hauptgrund hierfür ist die schwierige und aufwendige messtechnische Erfassung. Das IGÖ hat in der Vergangenheit bereits einige Feldversuche zusammen mit dem Julius-Kühn Institut (JKI, Dr. F. Feldmann) und dem Institut für Geophysik und Extraterrestrische Physik (IGEP, Prof. Bücker) durchgeführt. Es ist nun ein größerer Projektantrag geplant, in dem hydraulische Umverteilung auf größerer Skala und in diversen Ökosystemen (Wälder, landw. Systeme, Kleingärten) untersucht werden sollen. Im Interview spricht Dr. Beyer über die Relevanz von hydraulischer Umverteilung für Kleingärtner - auch diese können und müssen sich auf die klimatischen Veränderungen einstellen. Die intelligente Nutzung von hydraulischer Umverteilung, z.B. durch das bewußte Anpflanzen von tief wurzelnden Pflanzenarten und Bäumen, kann eine wichtige Komponente darstellen. Das gesamte Interview gibt es in der Septemberausgabe von 'Kraut und Rüben'. Es gibt ein digitales kostenloses Probeabo. Bei Interesse an dem Artikel kann Dr. Beyer kontaktiert werden unter matthias.beyer(at)tu-bs.de.
Die Digitale Ausgabe gibt es hier: https://www.dlv-shop.de/zeitschriften/kraut-rueben/digitale-ausgabe-probelesen-2673