Doktorandin: Saskia Braun
Betreuer:
Prof. Dr. Martin Neef (TU Braunschweig), Prof. Dr. Katja Koch (TU Braunschweig)
Mentor:
Prof. Dr. Hans-Joachim Motsch (Universität zu Köln)
Die Promotion beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit sprachtherapeutische Konzepte für die Förderung des Deutschen als Zweitsprache bei Jugendlichen adaptiert werden können. Fokussiert wird dabei der Erwerb des Akkusativs, der eine besondere Erwerbshürde darstellt. Es soll geklärt werden, ob eine Adaption von kasustherapeutischen Maßnahmen auch beim Zweitspracherwerb zu einem schnellen Lernerfolg führt. Untersucht wird in diesem Zusammenhang die Kontextoptimierung, ein evidenzbasiertes Therapiekonzept zur Überwindung grammatischer Störungen, deren zentrale Merkmale die Inputmanipulation, die Gestaltung metasprachlicher Sequenzen und der Wechsel aus Rezeptions-, Produktions- und Reflexionsphasen sind. Den Beginn der Beschäftigung mit einer neuen sprachlichen Struktur bildet das "Kick-off", in welchem die Entdeckung der grammatischen Regel durch eine handlungsmäßige Erfahrung angestrebt wird.
In der Arbeit wurde ein Modell zur inhaltlichen und strukturellen Einbindung von kontextoptimierten Sequenzen in die additive DaZ-Förderung von Jugendlichen entwickelt, dessen Wirksamkeit in Bezug auf die Akkusativförderung in einer doppelt kontrollierten Interventionsstudie nachgewiesen werden soll. Der kontextoptimierten Förderung wird dabei eine parallelisiert geplante DaZ-Förderung gegenübergestellt. Beide Treatments unterscheiden sich ausschließlich in den kontextoptimierten Sequenzen, die in die Präsentations-, Semantisierungs- und Übungsphase implementiert werden. Sie lassen sich beide als Varianten zur Realisierung von Focus on Form analysieren. Als Erstsemantisierung erscheint in der zweiten Experimentalgruppe anstelle des kontextoptimierten "Kick-offs" eine Semantisierung mittels der induktiven Grammatikvermittlungsmethode "SOS" (Sammeln, Ordnen, Systematisieren).
2016 wurden bereits drei von insgesamt sieben einwöchigen Interventionen durchgeführt. Die Interventionen finden im Rahmen des Konzepts "TalentCAMPus" in Kooperation mit der VHS Wolfenbüttel statt. Sie werden über das Förderprogramm "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung" vom BMBF finanziert, an dem sich der Deutsche Volkshochschul-Verband mit dem Konzept beteiligt. Im "TalentCAMPus" erhalten junge Geflüchtete Sprachförderung in Verbindung mit einem medienpädagogischen Konzept. Insgesamt erhalten die TeilnehmerInnen 18 Sprachfördereinheiten à 45 Minuten. Die Dozentinnen haben eine Doppelausbildung in Logopädie und Deutsch als Zweitsprache und werden vor den Interventionen für den Einsatz des Unterrichtsmaterials intensiv gecoacht. Der Unterricht wird zu Analysezwecken begleitend dokumentiert. Ab 2017 sollen zusätzliche Videographien den Auswertungshorizont erweitern. In den ersten drei Durchgängen haben bislang insgesamt 54 Jugendliche teilgenommen. Neben personenbezogenen Variablen (Alter, Geschlecht, Aufenthaltsdauer in Deutschland, Bildungsbiographie) werden kognitive Fähigkeiten (fluide Intelligenz, phonologischer Arbeitsspeicher) und der allgemeine Sprachstand (rezeptive lexikalische Fähigkeiten, Profilstufe) erfasst. In einem Pre-, Post- und Follow-up-Test werden die bewusste Genuszuweisung und die Fähigkeit, Akkusativ mit dem bestimmten Artikel zu markieren, überprüft. Eingesetzte Tests sind: der CFT-20-R, der Mottier-Test, der PPVT-4 und die ESGRAF 4-8 (Subtests 3 und 4b). Um den Interventionswortschatz zu erfassen, wurde zusätzlich eine Adaption der ESGRAF 4-8 konzipiert und eingesetzt. Neben den standardisierten Tests werden durch Videos evozierte Spontansprachdaten und schriftliche Texte in Bezug auf die Artikeleinsetzung und die korrekte Markierung des Akkusativs in der Nominalphrase ausgewertet.
Ziel ist es, herauszufinden, unter welchen Bedingungen ein kontextoptimierter Ansatz den Akkusativerwerb bei der fokussierten Zielgruppe beschleunigen kann. Darüber hinaus liefert die Studie allgemeine Erkenntnisse zum Spracherwerb geflüchteter Jugendlicher, zum Verhältnis von Kasus- und Genuserwerb sowie zu der Frage, zu welchem Zeitpunkt des Zweitspracherwerbs eine Akkusativförderung überhaupt effektiv ist.
Die Promotion wird gefördert durch die Nachwuchsakademie Sprachliche Bildung des Mercator-Instituts für Sprachliche Bildung und Deutsch als Zweitsprache.
Prof. Dr. Katja
Koch
Institut für Erziehungswissenschaft
Prof. Dr.
Martin Korte
Institut für Zoologie -Abt. Zelluläre Neurobiologie
Prof. Dr.
Miriam Langlotz
Institut für Germanistik
Rana Huy M.
Ed.
Dr. Simone
Karrie
Katharina
Wedler M.A.
Stefanie
Zahlten M.A.
Theresa Kiene
Qualitätsoffensive
Lehrerbildung