Projektbeschreibung
Im Zuge anhaltender Megatrends wie Globalisierung und Urbanisierung verändern sich die räumlichen Strukturen in Deutschland und Europa. Eine der zu beobachtenden Entwicklungen ist die Entstehung sogenannter Metropolregionen. Diese bieten ein enormes Arbeits- und Beschäftigungspotenzial, sind bedeutende Standorte für Wissenschaft und Forschung und stellen Drehscheiben für Handel, Verkehr und Informationen dar. Ihnen wird daher eine zentrale Antriebsfunktion in der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung Europas zugesprochen. Um diese Funktion aufrechtzuerhalten, ist es aus Sicht von Kommunen notwendig innovative Unternehmen an die Region zu binden. Unternehmen hingegen verfolgen das Ziel einer wirtschaftlich vorteilhaften Standortwahl auf (metropol-)regionaler Ebene. Jedoch unterstützen bereits existierende Standortauswahlmodelle Unternehmen bislang lediglich auf globaler Entscheidungsebene und sind für die betriebliche Standortplanung auf regionaler Ebene in Metropolregionen nicht geeignet.
Daher ist das Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes die Entwicklung eines Bewertungs- und Entscheidungsmodells zur regionalen Standortplanung unter der Berücksichtigung von dynamischen Standortanforderungen sowie unternehmens- und kommunenseitiger Entwicklungsmaßnahmen. Anschließend soll das entwickelte Entscheidungsmodell zukünftig Unternehmen bei der regionalen Standortwahl in Metropolregionen unterstützen sowie Kommunen bei der Entwicklung von Standortfaktoren und der Ausgestaltung ihrer Standorte.
Die wesentlichen Ergebnisse aus durchgeführten Experteninterviews und Onlineumfragen können der Broschüre "Betriebliche Standortplanung und -entwicklung in Metropolregionen – Ergebnisse empirischer Unternehmens- und Kommunenbefragungen" (pdf) entnommen werden.
Verantwortliche
- David Kik
Projektpartner
- Kooperationspartner
- Industrieunternehmen, Kommunen und Wirtschaftsförderer
- Verbundpartner
- Technische Universität Braunschweig, Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion
- Leibniz Universität Hannover, Institut für Fabrikanlagen und Logistik
Ausgangslage und Problemstellung
Sowohl Unternehmen als auch die Gesellschaft sehen sich weltweit mit einer zunehmenden Urbanisierung in den kommenden Jahren konfrontiert. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2030 ca. 60% und im Jahr 2050 sogar bis zu 70% der Bevölkerung weltweit in Städten leben. Im Zuge der anhaltenden Urbanisierung werden sich die gesellschaftlichen Strukturen in den stark besiedelten Städten einer Metropolregion von den schwach besiedelten, ländlichen Teilen einer Metropolregion zunehmend unterscheiden. Unter anderem resultieren aus dieser Entwicklung Differenzen insbesondere in den Aspekten Infrastruktur und Ausbildungsstruktur. Darüber hinaus sind frei zu bebauende Flächen in schnell wachsenden, dicht besiedelten urbanen Räumen stark limitiert und es herrscht daher ein permanenter Raummangel, wohingegen auf dem Land eine Planung auf „Grüner Wiese“ erfolgen kann. Demzufolge müssen sich Unternehmen bei der regionalen Standortwahl in der Zukunft verstärkt mit der Frage auseinandersetzen an welchem Standort einer Metropolregion ihre Fabrik sinnvoll angesiedelt werden kann. Bestehende Standortauswahlmodelle unterstützen bislang jedoch nur bei einer globalen Standortauswahl und können bei einer regionalen Standortauswahl nicht angewendet werden.
Im Vorfeld wurde im Rahmen der interdisziplinären Vorstudie „PreMetroPlant“ die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg betrachtet. Zur Schaffung einer ersten empirischen Wissensbasis im Kontext regionaler Standortplanung wurden die folgenden Aspekte analysiert:
- existierende Fabrik-, Standort- und Netzwerktypen
- raumstrukturelle Unterschiede
- Motive zur Standortverlagerung sowie entscheidungsrelevante Standortfaktoren aus Unternehmenssicht und Einflussmöglichkeiten auf Standortfaktoren aus Kommunensicht
Die Ergebnisse spiegeln den Stand der Forschung wider und basieren auf Meinungen von Unternehmens- und Kommunenvertretern, welche durch Befragungen und bilaterale Interviews erhoben wurden. Auf dieser Grundlage wurde ein DFG-Forschungsantrag für die Entwicklung eines Planungsansatzes zur betrieblichen Standortwahl in Metropolregionen gestellt und bewilligt.
Zielsetzung und Vorgehensweise
Das Kernziel des DFG-Forschungsprojekts „MetroPlant“ ist die Erforschung eines integrierten Planungsansatzes zur betrieblichen regionalen Standortplanung in Metropolregionen, welcher in Form eines Bewertungs- und Entscheidungsmodells dynamische Einflussgrößen wie kommunale Entwicklungsmaßnahmen sowie unternehmensseitige Maßnahmenallokationen zur Verbesserung der Standortqualität berücksichtigen soll. Neben der Entscheidungsunterstützung von Unternehmen soll das Modell aufzeigen, wie die Politik mit gezielten Anreizmodellen und Förderkonzepten für Unternehmen die Entwicklung einer Metropolregion gezielt beeinflussen kann. Im Zuge dessen sollen Antworten auf die folgenden fünf Forschungsfragen gefunden werden.
- Welche Dependenzen bestehen zwischen quantitativen und qualitativen regionalen Standortfaktoren?
- Welche generischen Entwicklungsmaßnahmen existieren für Unternehmen sowie Kommunen zur Entwicklung regionaler Standortfaktoren und wie wirken diese auf die regionalen Standortfaktoren?
- Wie lassen sich Standortalternativen anhand von quantitativen und qualitativen regionalen Standortfaktoren bewerten?
- Wie kann ein Ansatz zur Auswahl eines Standorts unter Berücksichtigung unsicherer kommunengetriebener Standortentwicklungen sowie unternehmensseitiger Entwicklungsmöglichkeiten mit integrierter Maßnahmenallokation gestaltet sein?
- Welches Potenzial ergibt sich durch den neu entwickelten Planungsansatz bei Standortentscheidungen?
Zur Beantwortung dieser Forschungsfragen und Erreichung des übergeordneten Projektziels kooperieren das Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion (AIP) der Technischen Universität Braunschweig mit dem Institut für Fabrikanlagen und Logistik (IFA) der Leibniz Universität Hannover.