Hallo zusammen,
in den folgenden Blogeinträgen möchte ich euch von meinem Praktikum bei der DB Fernverkehr berichten. Die Blogeinträge teilen sich dabei in die folgenden Abschnitte. Zunächst möchte ich von der Arbeit und dem Umfeld in einem Großkonzern berichten, anschließend werde ich die IT-Aufgaben und Herausforderungen einer nicht-IT Abteilung beschreiben. Zu guter Letzt möchte über die Organisations- Personal- und Managementaufgaben während meines Praktikums berichten.
Zunächst also das Arbeitsumfeld eines Großkonzerns. Meine Abteilung war das Service Center Tf in Hannover und Hamburg. Die Service Center Tf sind in mehreren Standorten über Deutschland verteilt und beschäftigen sich mit der Planung und Disposition der Triebfahrzeugführer zu den einzelnen Zugfahrten. Insgesamt existieren sechs solcher Abteilungen, bei denen ich über die Zeit hinweg, ein relatives geringes Maß an Absprache feststellen konnte. Die Aufgaben sind im Prinzip überall dieselben, die Arbeitsprozesse unterscheiden sich hierbei jedoch sehr stark, auch innerhalb der Abteilung Hannover/Hamburg, die vor ca. zwei Jahren von meinem Chef, der gleichzeitig Abteilungsleiter war übernommen wurde.
Allgemein konnte ich, das in der Organisationsvorlesung beschriebene, Silodenken aus erster Hand beobachten. Zwischen Hannover und Hamburg herrschte grundsätzlich eine harmonische Stimmung, jedoch gab es innerhalb der Abteilung bereits Reibereien bezüglich der Verantwortlichkeiten für einige Aufgaben. Das eigentliche Silodenken, konnte ich jedoch zwischen den Abteilungen beobachten. Zum besseren Verständnis, möchte ich kurz auf den Aufbau des DB Konzerns eingehen. Der DB Konzern verfügt über eine Vielzahl von Tochterunternehmen, die jeweils für einen eigenen Bereich verantwortlich sind. Beispielsweise ist die DB Fernverkehr für die eigentlichen Zugfahrten verantwortlich, die DB Services sind für Reinigung der Büros und Bahnhöfe verantwortlich und die DB Netz ist für den Ausbau und die Wartung der Infrastruktur (sprich Gleise) verantwortlich. Genau diese Struktur ist es auch, die das Silodenken fördert. Während meines Praktikums, hat die DB Netz vom Staat eine beträchtliche Summe zum Ausbau des Schienennetzes erhalten, sodass eine Vielzahl von Baustellen aufgebaut wurden. Für die DB Fernverkehr bedeutet dieses erhöhte Aufkommen von Baustellen jedoch viel Ärger, da Triebfahrzeugführer zunächst eine bestimmte Anzahl an Strecken in Begleitung fahren müssen, um diese anschließend alleine fahren zu dürfen. Durch die Baustellen müssen Umleitungen genutzt werden, die seltener genutzt werden und somit zusätzliche Restriktionen und der Disposition der Tfs darstellen und die Arbeit erschweren.
Abseits dieser Silodenkweise, konnte ich ein weiteres Phänomen beobachten, nämlich eine schwankende Arbeitsbelastung der Kollegen. Das dynamische und unvorhersehbare Arbeitsumfeld sorgt dafür, dass die Arbeitsbelastung von sehr ruhigen Wochen, in denen alles glatt lief und extrem intensiven Wochen, in denen besonders viele Herausforderungen durch Baustellen (beispielsweise eine Bombenentschärfung am Hamburger HBF) anfielen. In den ruhigen Wochen war die Arbeitsbelastung merksam geringer, während in den intensiven Wochen durchaus viele Überstunden entstanden sind und ich den Kollegen den Stress merklich ansehen konnte. Diese Schwankung wird versucht durch Vertreter, die in solchen Wochen einspringen auszugleichen, stellt sich aber durch die unvorhersehbare Natur der Aufgabe als schwierig dar.
Soviel zu den negativen Aspekten die mir aufgefallen sind. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass mir das Praktikum sehr viel Spaß gemacht, mich sehr viel gelehrt und mir einen faszinierenden Einblick in die Machenschaften eines solchen gesellschaftlich polarisierenden und wichtigen Unternehmens gegeben hat. Ebenso überwiegen diese positiven Aspekte die negativen. Mit dem vorherigen Abschnitt, wollte ich jedoch hervorheben, dass die Arbeit in einem Großkonzern durchaus einige Besonderheiten mit sich bringt.
Für eine faire Darstellung möchte ich folgend einmal die positiven Aspekte darstellen.
Der wichtigste Aspekt ist der freundlich-familiäre und respektvolle Umgangston in der Abteilung, aber auch abteilungsübergreifend. Im dritten Blogeintrag, gehe ich noch einmal spezifischer darauf ein, aber sobald es einen abteilungsübergreifenden Kontakt mit externen Dienstleistern gibt, merkt man, dass trotz der Aufteilung in Tochterunternehmen ein gemeinsamer Teamspirit da ist und es wird versucht, sich gegenseitig nach Möglichkeit zu unterstützen. Ebenso ging es bei Auseinandersetzungen in den allermeisten Fällen um fachliche Themen, ohne Kollegen persönlich anzugreifen. Zudem habe ich gemerkt, dass die Kollegen sich durchaus über das Silodenken bewusst sind und versuchen die jeweils andere Abteilung zu verstehen.
Weiterhin kann ich nur positiv über die Arbeitsmoral der Kollegen sprechen, die insbesondere während den intensiven Arbeitsmomenten ihr bestes geben, um zu garantieren, dass die Züge nicht noch später kommen, als ohnehin schon der Fall ist. Innerhalb des Unternehmens sind sich die Leute selbstverständlich auch über das Image der DB bewusst, aber verstehen, dass die komplexe Natur der Aufgabe, ideale Pünktlichkeit nicht möglich macht. Mir persönlich, hat das Praktikum ebenso ein neue Sicht auf die Verspätungen der Deutschen Bahn gegeben. Einerseits habe ich einen Einblick in die Komplexität der Aufgaben bekommen, andererseits und dazu im zweiten Teil des Blogs mehr, existiert Verbesserungspotenzial durch Einsatz moderner Technologien.
Einen weiteren positiven Aspekt, den ich erwähnen möchte, ist die Aufgabenvielfalt, die ich in meinem Praktikum hatte. Durch die vielen Schnittstellen mit anderen Abteilungen und externen Dienstleistern, sowie dem engen Kontakt mit dem Abteilungsleiter, habe ich sowohl Organisatorische-, Technische- als auch Managementaufgaben mit ansehen und lösen können.
Zu guter Letzt möchte ich auf meinen Chef eingehen, in dessen Führungsstil ich viele Inhalte aus der Teammanagement Vorlesung wiederfinden konnte. Angefangen vom Verändern der Fehlerkultur, bis hin zum Einführen von modernen Technologien, ist eindeutig zu sehen, dass DB versucht, talentierte Mitarbeiter in die Führungspositionen zu holen und gleichzeitig versucht, die Kultur und Arbeitsprozesse zu modernisieren, auch wenn das in einem Großkonzern zum Teil langsam vorangeht, insbesondere, wenn es sich um ein Quasi-Monopol handelt.
Somit erstmal meine Eindrücke zum Praktikum allgemein. Im nächsten Eintrag gehe ich wie eingangs erwähnt, auch die IT-Aufgaben, aber auch auf den aktuellen Stand der IT bei DB ein. Für Fragen könnt ihr mir gerne eine Mail schicken (l.moyseevich@tu-braunschweig.de)
Bis dann,
Leon