Hallo liebe Kommiliton:innen,
Den dritten und letzten Eintrag möchte ich nutzen, um darzustellen, was ich aus meinen Tätigkeiten für Lehren gezogen habe und was ihr konkret während des Studiums tun könnt, um euch auf den Beruf vorzubereiten.
Zuerst möchte ich darauf eingehen, was aus meiner Sicht das Studium vom Beruf unterscheidet. Da wäre zum einen die Tatsache, dass gerade in Projekten nicht immer klar ist, was überhaupt die Aufgabe ist. Während im Studium noch z.B. in Klausuren Aufgaben (mehr oder weniger) präzise formuliert werden, so muss im Beruf manchmal erst geklärt werden, was überhaupt getan werden soll. Das geht auch ein wenig damit einher, dass ihr euch selbst überlegen müsst, wie ihr ein bestimmtes Problem angeht. Man ist es gewohnt, dass in der Aufgabe steht, welchen Algorithmus man beispielsweise anwenden soll. Im Beruf habt ihr diese Vorgaben nicht. Das bedeutet zwar einen gewissen Grad an Freiheit, aber auch Verantwortung. Denn schon hier legt ihr den Grundstein für den späteren Erfolg oder Misserfolg eures Projekts. Ihr müsst in der Lage sein selbst zu entscheiden, welche Methode zum Ziel führt. Eine andere Sache ist, dass euch für Entscheidungen oft die Daten fehlen. Während des Studiums ist man es gewohnt, dass die benötigten Werte in der Aufgabe gegeben sind. Am Arbeitsplatz verbringt man oft erstmal Tage oder Wochen damit, Daten zu beschaffen und für die eigenen Zwecke aufzubereiten, und dann kommt es auch noch vor, dass sich Daten unterscheiden, je nachdem, woher sie kommen. Hierzu ist es wichtig, Kontakte zu knüpfen und sich ein Netzwerk aufzubauen. Nichts erleichtert die Arbeit mehr als zu wissen, wen man fragen kann. Außerdem sollte man wissen, woher die Daten kommen und wie sie entstanden sind. Nur so könnt ihr später ein vernünftiges Urteil fällen. Außerdem kommt es nicht selten vor, dass ihr mehrere Aufgaben gleichzeitig habt. Manche Aufgaben haben nicht mal ein “Abgabedatum” wie im Studium. Während des Studiums habt ihr noch klare Vorgaben, was bis wann erledigt zu sein hat. Demnach kann man sich die Arbeit recht gut einteilen. Wenn aber die Aufgabe diffus ist und noch gar nicht so genau absehbar ist, wie viel Zeit etwas in Anspruch nimmt, ist es an euch eure Aufgaben zu priorisieren. Wichtig ist, die Aufgabe nicht der Aufgabe wegen zu erledigen. Der Fokus sollte darauf liegen, was gerade am wichtigsten ist und nicht, was als nächstes “abgegeben” werden muss. Aufgaben können auch mal unerledigt bleiben, wenn andere wichtiger sind.
Zuletzt möchte ich noch kurz meine Einschätzung geben, was ihr während des Studiums schon tun könnt, um besser vorbereitet zu sein. Legt beim Lernen von Methoden euren Fokus nicht nur darauf, wie die Methode funktioniert, sondern beachtet auch, wann sie angewendet werden sollte. In der Klausur mag es ausreichen, eine Methode anwenden zu können. Im Beruf müsst ihr erstmal selbst einschätzen, ob eine bestimmte Methode unter den gegebenen Umständen zum Ziel führt. Außerdem solltet ihr Dinge kritisch hinterfragen können, denn das ist es, was eure Chefs später tun werden. Seid darauf vorbereitet, zu erklären, was ihr getan bzw. vor habt zu tun und warum euer Weg der Richtige ist. Macht euch mit Excel und PowerPoint vertraut. So unliebsam sie auch sein mögen, so sind dies doch in vielen Unternehmen die vorherrschenden Tools, und man sollte wissen, wie sie zu bedienen sind. Belegt auch mal Kurse für Moderations- und Präsentationstechniken, denn das kommt garantiert auf euch zu. Und zum Schluss noch: Schaut über euren Tellerrand. Ihr werdet häufig mit Menschen zu tun haben, die aus einem anderen Bereich kommen und die nicht so ticken wie ihr. Lernt damit umzugehen und versucht, voneinander zu profitieren.
Ich wünsche euch für eure Zukunft alles erdenklich Gute.
Nils