Wer meine ersten beiden BeitrÀge gelesen hat, hat nun einen kleinen Einblick in verschiedene Projekte bekommen, die ich als Freelancer bearbeitet habe und weià nun ein bisschen besser, was potenzielle TÀtigkeiten sein können.
FĂŒr alle, die nun Blut geleckt haben und selber Lust haben, als Freelancer aktiv zu werden – fĂŒr die habe ich den dritten Post verfasst. Hier gehe ich darauf ein, was man formal beachten muss, um Feelancer sein zu können, wie man Projekte akquiriert und was man bei der ProjektdurchfĂŒhurng beachten muss, damit alles halbwegs reibungslos ablĂ€uft. Zuvor möchte ich aber nochmal die Pros und Contras des Freelancertums abwĂ€gen.
PRO FREELANCING
Die Vorteile liegen auf der Hand: Flexibler Arbeitsort und -zeiten. Eine attraktive VergĂŒtung. Hoher Gestaltungsspielraum ĂŒber die anstehenden Aufgaben. Man weiĂ also grob, was thematisch auf einen zukommt, wenn man ein Projekt annimmt. Bei einem Werksstudenten oder Praktikanten entpuppt sich das möglicherweise erst in den ersten Arbeitstagen.
CONTRA FREELANCING
NatĂŒrlich gibt es auch Nachteile und dazu zĂ€hlen vor allem die Unsicherheit, nicht zu wissen, ob man in den nĂ€chsten Monaten genug arbeiten kann. Man ist stark vom Kunden abhĂ€ngig. Wenn der mal keine Zeit hat, liegt das Projekt ggf. auf Eis. In der Zeit verdient man dann natĂŒrlich auch kein Geld, sodass das Budget am Ende des Monats knapp werden kann. Man sollte also ĂŒber genĂŒgend RĂŒcklagen verfĂŒgen – oder ausreichend risikoaffin sein đ Genau diese FlexibilitĂ€t ist es aber auch, die Kunden an Freelancern schĂ€tzen. Sie mĂŒssen nicht stĂ€ndig dafĂŒr sorgen, dass ihr Werksstudent, was zu tun hat. FĂŒr den Freelancer bedeutet das, dass er mit ein wenig Geschick bei der Projektakquise einen relativ hohen Stundenlohn bzw. Tagessatz aushandeln kann.
EIN FORMALER FREELANCER
Wann genau ist man denn ĂŒberhaupt ein Freelancer? Wikipedia ĂŒbersetzt Freelancer als freien Mitarbeiter und definiert:
Als freier Mitarbeiter wird umgangssprachlich eine Person bezeichnet, die aufgrund eines Dienst- oder Werkvertrags AuftrĂ€ge selbstĂ€ndig und in der Regel persönlich ausfĂŒhrt, ohne dabei Arbeitnehmer des Auftraggebers zu sein.
Um ArbeitsauftrĂ€ge selbststĂ€ndig auszufĂŒhren ohne Arbeitnehmer des Auftraggebers zu sein, benötigt man in Deutschland einen Gewerbeschein. Den kriegt man im Gewerbeamt (siehe hier) fĂŒr etwas mehr als 30 Euro, nachdem man die Frage beantworet hat, welche Art von Leistungen man als Gewerbetreiber anbieten möchte.
VertrĂ€ge mit dem Auftraggeber können sinnvoll sein, insbesondere wenn es sich um ein gröĂeres Projekt handelt. Ich bin mit Handschlag allerdings bisher ganz gut gefahren. Wenn man seinem Auftraggeber nicht traut, kann man einfach immer am Ende des Monats eine Rechnung ĂŒber die erbrachten Leistungen stellen, um sich abzusichern.
Das war’s formal eigentlich schon. Wenn da nicht das Finanzamt wĂ€re. Nachdem man ein Gewerbe angemeldet hat, erhĂ€lt man eine neue Steuernummer. SchlieĂlich muss man die eingenommene Umsatzsteuer seiner Leistungen immer schön fleiĂig abfĂŒhren. Je nachdem wie viel Umsatz man macht, muss man quartalweise oder sogar monatlich eine Umsatzsteuervoranmeldung machen. Das hört sich aber alles wilder an als es ist und wenn man FreibetrĂ€ge nicht ĂŒberschreitet, muss man das auch nur einmal jĂ€hrlich machen.
Viel mehr gibt es gar nicht zu beachten, um ein formal anerkannter und rechtschaffender Freelancer in Deutschland zu sein. Wir können uns also den Dokumenten widmen, die fĂŒr die eigentliche Projektarbeit wichtig sind:
VOM ANGEBOT ZUR RECHNUNG
Im Grunde genommen gibt es fĂŒr die Projektarbeit nur zwei wichtige Dokumente, nĂ€mlich das Angebot und die Rechnung. Bei kleineren Projekten oder einer guten Vertrauensbasis zum Auftraggeber fĂ€llt oft sogar das Angebot weg. Die Zusage via Mail gibt ja schlieĂlich auch eine gewisse Sicherheit.
Im Angebot steht alles drin, was fĂŒr die Projektdefintion wichtig ist. Arbeitet ihr mit einem Vertrag, verweist dieser auf das Angebot, um das Projekt inhaltlich abzustecken. Ein klassisches Angebot beginnt mit der Ausgangssituation, gefolgt von der Projektzielsetzung, den zur Zielerreichung nötigen Projektmodulen bzw. Arbeitspaketen und den geschĂ€tzten AufwĂ€nden sowie der Zeitplanung. In der Regel findet sich auch noch eine Vorstellung des Projektteams bzw. von euch. Angeobte kann man ganz knapp auf ein bis zwei Din A4-BlĂ€ttern verfassen, dann sehen sie oft Ă€hnlich aus wie eine Rechnung. Wenn es darum geht, sich ĂŒberhaupt erstmal auf einen Projektansatz mit dem Kunden zu einigen, ist eine etwas ausfĂŒhrlichere Form auf mehreren Seiten empfehlenswert. Viele Beratungsunternehmen erstellen ihr Angebot mit PowerPoint anstelle von Word. Im Falle einer Pitch-PrĂ€sentation kann man die Angebotsslides so direkt ĂŒber den Beamer an die Wand projizieren. Zudem sind „Briefing-Slides“ in der Regel besser lesbar als schnöde Word-Dokumente.
Je nachdem wie umfangreich eure Aufgabe ist, könnt ihr ArbeitsauftrĂ€ge oft auch ohne Angebot nach mĂŒndlicher Absprache ausfĂŒhren. Nicht verzichten dĂŒrft ihr jedoch auf eine Rechnung. Hier stehen verschiedene Pflichangaben drauf. Fortlaufende Kundennummer, Steuernummer, etc. sowie eine Ăbersicht eurer Leistungen, die der Kunde dann bezahlt. Wirklich ein tolles GefĂŒhl eine Rechnung rauszuschicken und dann nach einigen Tagen den Betrag auf seinem Konto wiederzufinden đ Viele Programme helfen bei der Rechnungsstellung. Beispielsweise hat auch Paypal einen Rechnungseditor implementiert. Ich benutzte sehr gerne die Webapp Lexoffice, die mir auch bei den Seuersachen hilft.
DER ERSTE KUNDE
Kommen wir – am Ende meiner Beitragsreihe – wohl zum entscheidensten und möglicherweise auch anspruchsvollsten Punkt: der Projektakquise. Hat man keinen Kunden, fĂŒr den man ein Projekt durchfĂŒhren kann, braucht man sich auch keinen Aufwand mit den zuvor beschriebenen Formalien machen. Der erste Kunde steht am Anfang, erst danach gehtâs zum Gewerbeamt.
GlĂŒcklicherweise gibt es verschiedenste Wege, an Kunden zu gelangen. Möglicherweise gibt es jemanden in eurem privaten Umfeld, fĂŒr den ihr einen Mehrwert erbringen könnt. Oder ihr habt gerade ein Praktikum absolviert und könnt euch vorstellen, fĂŒr die Abteilung nach Praktikumsende als Freelancer weiter zu arbeiten. Auch vorteilhaft sind Studentenorganisationen wie z.B. die studentische Unternehmensberatung Consult One. Hier baut ihr nicht nur ein erstes Netzwerk zu potenziellen Kunden auf, bekommt eure ersten Projekte (dann allerdings nicht als Freelancer organisiert) vermittelt, sondern bekommt auch jede Menge nĂŒtzlicher Kompetenzen vermittelt, die euch bei der Projektarbeit helfen.
Habt ihr den ersten Kunden, lĂ€sst der zweite oft nicht auf lange auf sich warten. Insbesondere Unternehmer in Braunschweig sind sehr gut vernetzt und anstelle zu googlen, fragen sie hĂ€ufig ihre Unternehmerkollegen, mit wem diese zufriedenstellend zusammengearbeitet haben. Mit etwas GlĂŒck und guten bisherigen Projektergebnissen wird also auch euer Name demnĂ€chst im Braunschweiger Unternehmernetzwerk weitervermittelt.So einfach ist das đ
Auf euer erstes Projekt als Freelancer! đ