Wirtschaftsinformatik in der Praxis

2022 Juli | Wirtschaftsinformatik in der Praxis

Forschungsarbeit am IFIS (3/3)

Hallo zusammen!

Hier ist wieder Till mit meinem dritten und letzten Eintrag zum Thema Forschungsarbeit am IFIS. Zum Abschluss möchte ich hier noch über die soziale Komponente sprechen und wie wir als Team zusammenarbeiten. Auch zur digitalen Arbeit während Corona möchte ich ein paar Worte sagen.

Insgesamt lässt sich die Arbeit als sehr kollegial bezeichnen. Auch als Hiwi habe ich nicht das Gefühl, eine untergeordnete oder minderwertige Stellung am Institut im Vergleich zu den Vollzeitkräften zu haben. Bei Projekten wird meine Meinung ebenso geschätzt und in Betracht gezogen wie die eines wissenschaftlichen Mitarbeiters. Letzten Endes liegt das finale Wort bei allen Entscheidungen beim Institutsleiter, doch auch er trifft diese in Absprache. Dabei geht es sowohl um strategische Entscheidungen, zu welchem Thema oder für welche Konferenz gearbeitet werden soll, als auch um kleine Entscheidungen, z.B. zur Wortwahl in der Ausarbeitung.

Mir persönlich ist es wichtig, sowohl ehrliche Meinungen zu Fehlern, wie auch Anerkennung für gute Leistungen zu erhalten. Beides funktioniert bei uns sehr gut. In den regelmäßigen Diskursrunden ist das Feedback brutal ehrlich, aber immer konstruktiv. Es ist besser, negativen Argumenten in der internen Runde zu begegnen als später im Review der eigenen Arbeit. So kann der Kurs rechtzeitig umgelenkt werden oder womöglich ein aussichtsloses Thema wieder verworfen. Bei gut geleisteter Arbeit gibt es oft ein Wort der Anerkennung durch den Institutsleiter. Auch bei der Reihenfolge der Namen auf der Veröffentlichung wird stets darauf geachtet, diese entsprechend der geleisteten Arbeit zu sortieren. Als ich mit meiner Stelle angefangen habe, war meine erste Aufgabe, am Thema meiner Bachelorarbeit weiterzuforschen. Daraus entwickelten sich dann zwei Veröffentlichungen. In beiden Fällen durfte ich auch meinen Namen an erste Stelle setzen und die Arbeit selbst auf der Konferenz präsentieren. Arbeite ich hingegen einem wissenschaftlichen Mitarbeiter zu, steht mein Name entsprechend nur an zweiter Stelle. Auch in diesen Fällen fühle ich mich jedoch wie ein gleichgestellter Kollege und nicht wie ein Untergebener.

Wenn einem Teambuilding wichtig ist, so wird man sich auch über die gelegentlichen Spieleabende freuen. Ich selbst habe noch an keinem teilgenommen, die Einladung aber häufig erhalten.

Kritisch sehe ich jedoch die Arbeitsmentalität, besonders wenn Deadlines für Veröffentlichungen näherrücken. Nicht selten sehe ich Kollegen, die noch bis tief in die Nacht oder auch am Wochenende arbeiten, um ihre Ergebnisse rechtzeitig beisammen zu kriegen. Das Stresspensum ist auch als Hiwi sehr hoch, variiert jedoch auch stark mit dem aktuellen Projektstand.

Um noch einmal abschließend alles zusammenzufassen, komme ich zu dem Ergebnis, dass die Forschungsarbeit eine sehr anspruchsvolle und sehr fordernde Aufgabe ist. Sie bietet jedoch auch Abwechslung. Im richtigen Team kann die Kooperation sehr angenehm sein, sie ist jedoch auch sehr stressig.


Forschungsarbeit am IFIS (2/3)

Hallo zusammen!

Hier ist wieder Till mit dem zweiten Eintrag zum Thema Forschungsarbeit am Institut für Informationssysteme (IFIS).

In meinem ersten Post habe ich bereits über die Themenschwerpunkte berichtet. Dieses Mal möchte ich gerne über die Arbeitsweise und die benötigten Fähigkeiten reden.

Die Forschungsarbeit bei uns stellt dabei eine sehr weit gefächerte Reihe an Aufgaben dar. Von der ersten Idee bis hin zur finalen Veröffentlichung muss viel getan werden. Um überhaupt auf Ideen zu kommen, ist es notwendig, sich stets mit der aktuellen Literatur vertraut zu machen und den seinen Wissensstand auf dem Laufenden zu halten. Auch für die eigenen Werke ist es wichtig, sich mit verwandter Literatur vertraut zu machen, um sich davon abgrenzen zu können und auch um darauf aufzubauen. Forschungsarbeit ist schließlich auch sehr viel Konzeptarbeit. Lösungsansätze für bestehende Probleme finden sich in der Sekundärliteratur, im Diskurs am Whiteboard, im Stillen unter der Dusche zuhause, oder auch im Alltäglichen. Wir pflegen am Institut einen sehr regen Austausch nicht nur projektintern, sondern auch mit den anderen Mitarbeitern, um schnell konzeptionelle Lücken aufzudecken. Ob eine ausgearbeitete Idee jedoch hält, was sie verspricht, lässt sich meistens jedoch nur experimentell ermitteln. Daher ist auch Programmierarbeit ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Im Vergleich zu reinen Programmierstellen wird hier jedoch sehr individualistisch gearbeitet. Die gewählte Programmiersprache ist oft nicht so wichtig und es gibt auch keine einheitlichen Qualitätsstandards. Solange das Programm korrekt ausführbar ist, ist dies oft schon genug – da es um die Ergebnisse geht, werden die meisten Programme schließlich nur genau einmal ausgeführt. Problem an der Sache ist jedoch, dass man andersherum auch oft mit Quellcode anderer Leute arbeiten muss (z.B. wenn man auf deren Arbeit aufbaut), der schwer zu verstehen ist, wenig oder keine Dokumentation jenseits des Papers hat oder sogar unvollständig ist.

Letztlich kommt der meist als wichtigste Teil wahrgenommene Schritt und man muss seine Ergebnisse auch verschriftlichen. Wir schreiben oft zeitgleich am selben Dokument mittels Overleaf. Kenntnisse in LaTeX sind dafür wichtig. Auch hier gibt es keine völlig einheitlichen Standards, vielmehr legt jede Konferenz ihre eigenen Formatierungsregeln fest. Diese müssen rigoros eingehalten werden, um keine Absage zu erhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Arbeit bei uns am IFIS insgesamt eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit ist. Sie erfordert sowohl eine breite Menge an Fähigkeiten, wie auch intensives Wissen in die Forschungsmaterie. Das kann sehr anstrengend und fordernd sein, bietet aber auch Abwechslung. Wer keine Lust hat, täglich die selbe Arbeit zu verrichten, findet in diesem Feld eine spannende Perspektive.


Forschungsarbeit am IFIS (1/3)

Hallo zusammen!

Ich bin Till und ich möchte euch einen Einblick in die Forschungsarbeit geben. Ich habe neben meinem Bachelor-Studium schon viele Teilzeit-Jobs mit Informatikbezug ausprobiert: Als Tutor im Lehrbetrieb, als Administrator im Bibliotheksdienst, sowie als Software-Entwickler. Nach Abschluss meiner Bachelor-Arbeit am Institut für Informationssysteme (IFIS) wurde mir dort eine Hiwi-Stelle in der Forschung angeboten, die ich seitdem ausübe. Von dieser möchte euch hier berichten, da es sich um meine bislang liebste Tätigkeit handelt.

In diesem ersten Blog-Eintrag möchte ich daher zunächst über das Institut und die dort angesiedelten Themenschwerpunkte berichten.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Balke beschäftigt sich das IFIS mit der Forschung an Datenbanksystemen und deren Einsatz. Sicherlich sind vielen Leuten hier die vom Institut angeboten Vorlesungen – z.B. Relationale Datenbanken 1 – bekannt. Betrachtete Systeme reichen von den stark strukturierten relationalen Datenbanken bis hin zu kaum strukturierten graphbasierten. In letzteren ist es oftmals schwer, einmal gespeicherte Informationen wiederzufinden oder sinnvoll miteinander zu kombinieren. Deshalb braucht es geschickte Strukturen und Algorithmen, um aus großen unsortierten Datenmenge brauchbare Erkenntnisse zu gewinnen.

Der aktuelle Schwerpunkt am Institut liegt auf sogenannten Narrativen. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass gespeicherte Daten nur dann eine Bedeutung haben, wenn sie in einen kausalen oder historischen Kontext eingebunden sind. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die auf statistischen Analysen basieren, sind nur schwer zu validieren, ohne die zu Grunde liegenden Rohdaten zu haben. Diese automatisiert zu finden, zuzuordnen und die Plausibilität von Thesen zu ermitteln, ist ein wichtiger Aspekt der wissenschaftlichen Qualitätskontrolle.

Die Arbeit am IFIS ermöglicht einem also, sich sehr intensiv mit einzelnen bislang ungelösten Fragen zu beschäftigen und einen Beitrag zur wissenschaftlichen Gemeinschaft zu leisten. Das ist natürlich mit sehr viel Hirnarbeit verbunden, bietet aber auch eine gute Gelegenheit, sich selbst herauszufordern und seinen Kenntnisstand zu erweitern. Wenn das interessant klingt, geht es in meinem nächsten Eintrag weiter zum Thema Fähigkeiten und Arbeitsablauf.