Bereits im ersten Teil hatte ich über die Gründungsphase unseres Unternehmens berichtet. Während für uns anfangs eher das „To Do“ im Vordergrund stand, stellte sich heraus, dass man sich auch einigen anderen Verpflichtungen stellen muss. Neben der eigentlichen Tätigkeit mussten wir uns in vollkommen fremde Themengebiete des Steuergesetzes oder der Sozialversicherungen einarbeiten, die rückblickend betrachtet für alle Gründer eine nicht zu unterschätzende Hürde darstellen. Hätten wir all‘ die Verpflichtungen im Vorfeld gewusst – wer weiß, ob wir den Sprung gewagt hätten. Sehr positiv möchte ich hervorheben, dass wir bisher bei sämtlichen bürokratischen Dingen fast immer sehr fachlich bewanderte und freundliche Sachbearbeiter bei den Behörden kennenlernen durften, die einem – fast – immer auch beratend zur Seite standen. Nach einiger Zeit lernt man alle Meldezyklen und wichtigen Termine kennen, so dass man sich wieder verstärkt auf die normale Tätigkeit konzentrieren kann. Von Beginn an legten wir einen Schwerpunkt auf das „Doing“ und weniger auf vertriebliche Aktivitäten. Wir sind der Auffassung, dass ein gesundes Wachstum und nachhaltige Kundenpflege wichtiger sind als eine Vielzahl an Aufträgen, die qualitativ mittelmäßig abgewickelt werden. Mit dieser Auffassung kann man Neukundenanfragen gezielter und intensiver bearbeiten als durch kalte Akquise gewonnene Aufträge. Sicherlich haben wir zu Beginn einige Glückstreffer erzielt, die unsere Selbständigkeit und liquiden Mittel festigten, allerdings stehen mit jedem Wachstum neue Herausforderungen an, die bewältigt werden müssen. Nach einigen Monaten hatten wir bereits so viele Aufträge generiert, dass wir sie nur noch durch Unterstützung einer dritten Person bewerkstelligen konnten. So schrieben wir eine Stelle aus und mussten uns in die Rolle eines Personalers behaupten. Unser erstes Vorstellungsgespräch, welches wir auf Seiten des Arbeitgebers führen mussten, war für uns sicherlich aufregender als für den potentiellen Bewerber. Mittlerweile beschäftigen wir acht weitere Angestellte und auch Bewerbungsgespräche laufen deutlich professioneller und besser vorbereitet ab. In kleineren Unternehmen muss dabei besonders darauf geschaut werden, ob der Bewerber in die Unternehmensatmosphäre passt und nicht nur fachlich überzeugen kann. Daher ist für uns neben den Abschlusszeugnissen auch insbesondere der menschliche Aspekt von Bedeutung. Ein sehr guter ITler könnte die ihm gestellten Aufgaben fachlich vielleicht perfekt umsetzen, würde allerdings bei der Kommunikation mit dem Kunden scheitern. Während in größeren Firmen Aufgabengebiete fachbereichsbezogen aufgebaut sind, müssen Arbeitnehmer in kleineren Firmen mehr Tätigkeitsbereiche übernehmen und als Allrounder fungieren. Wie ich in den letzten Jahren bemerkt habe, gibt es an dieser Stelle zwei Typen von Menschen: Der eine mag es weitreichende Aufgaben zu übernehmen, ein anderer möchte nur auf seinem Fachgebiet tätig sein. Beide Tätigkeiten bringen seine Vor- und Nachteile mit sich. Diese Entscheidung muss allerdings jeder für sich treffen.
Als Selbständiger steht man jederzeit in voller Verantwortung für das Tun und Handeln seiner Arbeitnehmer. Ein Aspekt, den ich anfangs nicht wahrgenommen oder nicht als nennenswert erachtet habe. Je häufiger man sich allerdings Situationen stellen musste, in denen man die Arbeit seiner Mitarbeiter rechtfertigen und bewerten musste, bemerkt man, dass die Verantwortung ein nicht zu unterschätzendes Merkmal ist. Man trägt nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch für das Wohlergehen seiner Angestellten. Während mich die Arbeit anfangs immer mehr auch in meiner privaten Zeit verfolgte, musste ich lernen auch bewusst abzuschalten. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Wer selbständig ist, lebt für die Firma – diesen Aspekt sollte man vor der Gründung auf jeden Fall berücksichtigen.
Als besonders positiv möchte ich den endlosen Handlungsspielraum hervorheben, den man als Selbständiger täglich aufs Neue hat. Sei es die Ausrichtung auf neue Themenfelder, den Umgang mit Problemstellungen jeglicher Art oder die zeitliche Einteilung. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass man nach einem 16-Stunden Tag auch am nächsten Tag wieder auf der Matte stehen muss.
Schlussendlich möchte ich euch im nächsten Teil noch über die Vereinbarkeit meiner Tätigkeit mit dem Studium berichten.