Der Schwerpunkt des TP 7 "Küstenschutz" (Universität Siegen) liegt in der küstenhydrologischen Systemanalyse bis hin zur Risikoanalyse unter Berücksichtigung möglicher klimatischer und anthropogener Änderungen im Untersuchungsgebiet. Diese Systemanalyse ist wesentlich Voraussetzung, um konzeptionell eine nachhaltige Küstenschutzstrategie zu entwickeln. Wie in den anderen modelltechnischen Teilprojekten sind in Zusammenarbeit mit den vietnamesischen Partnern und den TP 2 und TP 3 zuerst vorhandene Wasserstands-, Seegang- und Abflussdaten zu sammeln und aufzubereiten. Diese dienen auch als Unterstromrandbedingungen für die Strömungsmodelle der TP 3, 4 und 5. Darauf bauen Zeitreihenanalysen des "Mittleren Seewasserspiegels (MSL)" und extremwertstatistische Analysen von binnenseitigen Pegelserien im Dong Nai Flussgebiet auf. Letztere werden auf das unbepegelte Thi Vai Flussgebiet übertragen. Beide Analysen werden statistisch überlagert, um see- und binnenseitige Extremzustände zu identifizieren und Prognosen zu erstellen. Die Ergebnisse fließen als Randbedingungen in die hydrodynamischen Überflutungsberechnungen von Extremereignissen (Landfall tropischer Zyklonen) an der Küstenzone ein. Für die Überflutungszonen zukünftiger Extremereignisse werden die Gefährdung der Anwohner und die monetären und intangiblen (auch ökologische) Schäden abgeschätzt. Hierfür werden spezifische Schadenswerte benötigt, die gemeinsam mit den vietnamesischen Partnern für die Region aufzustellen sind. In einer Risikoanalyse der Untersuchungsgebiete werden die Schäden mit den Auftretenswahrscheinlichkeiten der Extremereignisse kombiniert und quantitative Risikokennwerte wie das jährliche Gefährdungspotenzial und Schadenspotenzial für die Stufe 1 "Vergangenheit bis heute" und Stufe 2 "Zukunft ohne Maßnahmen" ermittelt. Diese Kenngrößen werden für eine erste Erarbeitung von technischen und natürlichen Schutztechnologien eingesetzt. Hierzu werden Zuarbeiten von vietnamesischen Partnern an der National University HCMC geleistet. Von wissenschaftlicher Herausforderung ist unter anderem die integrative Analyse von sich überlagernden binnen- und meeresseitigen Extremereignissen, aber auch die aussagekräftige Modellierung der Schutzwirkung vorhandener Mangrovenwälder zur Abminderung der Ausbreitung von Sturmfluten in der Küstenzone.
Dangendorf, S., Bender, J., Quan, N.H., Jensen, J. (2014): On analyzing the marine-hydrological boundary conditions for the flood risk in the Thi-Vai region. In: Meon G., Pätsch M., Phuoc N.V., Quan N.H. (eds.) (2014): EWATEC-COAST: Technologies for Environmental and Water Protection of Coastal Zones in Vietnam. Contributions to 4th International Conference for Environment and Natural Resources, ICENR 2014. Cuvillier, Göttingen, Germany. ISSN: 2363-7218. ISBN: 978-3-95404-852-6.
Amiruddin, A.M., Haigh, I.D., Tsimplis, M.N., Calafat, F.M., Dangendorf, S. (2015): The seasonal cycle and variability of sea level in the South China Sea, Journal of Geophysical Research 120 (8), 5490-5513; https://doi.org/10.1002/2015JC010923
Fehler, K., Jensen, J., Bender J., Dangendorf S., Nguyen H.Q. (2017): Ermittlung von Bemessungswasserständen im Thi Vai Ästuar in Südvietnam unter Berücksichtigung des Klimawandels. Hydrologie und Wasserbewirtschaftung 61 (6), 397-407; https://doi.org/10.5675/HyWa_2017,6_3