Kryptomärkte gelten als anpassungsfähige, dynamische Märkte. Die Plattformen bleiben zwar selten länger als ein Jahr online, jedoch wurde registriert, dass Benutzer*innen zu einem anderen bestehenden Kryptomarkt übergingen oder der Kryptomarkt nach kurzer Zeit erneut online schaltete, sollte ein Markt geschlossen werden. Als Beispiel dient Silk Road 1.0, dessen Nachfolgeplattform Silk Road 2.0 nur einen Monat nach Schließung erneut online ging [6].
Neben dem erwähnten, einfachen Zugang zum Darknet, dessen Anonymität und dem damit verbundenen Schutz der Akteure, versuchen Kryptomärkte, ähnlich wie im gesamten E-Commerce, mithilfe eines Feedbacksystems das interpersonelle Vertrauen des nicht-digitalen Drogenhandels zu ersetzen. Das persönliche Treffen von Händler*innen und Kund*innen bleibt aus, stattdessen können Kund*innen online ein Produkt wählen ohne den Händler*innen zu begegnen. Kund*innen können anhand des Feedbacks entscheiden, welche Händler*innen sie zum Kauf ihrer Ware wählen [3].
Der Versand von bestellten Drogen auf Kryptomärkten erfolgt über den Postweg, wodurch Zustelldienste unfreiwillig zu Drogenkurier*innen werden. Folglich spielen im Gegensatz zum nicht-digitalen Drogenmarkt geographische Beschränkungen, sowie Verfügbarkeiten der Drogen, keine Rolle mehr. Einerseits können Händler*innen mithilfe der Zustelldienste weltweit Kund*innen beliefern, andererseits können Kund*innen bei Nichtverfügbarkeit einer Droge bei bestimmten Händler*innen innerhalb kürzester Zeit auf andere Händler*innen zurückgreifen [3].
Einhergehend mit der fast uneingeschränkten Verfügbarkeit verändert sich die Struktur des Wettbewerbs auf digitalen im Vergleich zu nicht-digitalen Drogenmärkten. Tzanetakis [3] beschreibt digitale Drogenmärkte als effizienter, als nicht-digitale Märkte. Begründet wird die steigende Effizienz mit der jetzt möglichen Vermarktung von Drogen auf Kryptomärkten und Foren, der größeren Marktmacht der Kund*innen Preisabsprachen zu umgehen, einer höheren Informationsdichte über Qualität, Preis, Menge und Zustellung, die mithilfe des Feedbacksystem kontrolliert werden kann, sowie eine verstärkte Konkurrenz auf internationaler Ebene [3].
Einem Bericht von Europol [9] zufolge sind einerseits der Großteil der Anbietenden von illegalen Produkten auf Kryptomärkten Kleinhändler*innen mit vergleichsweise geringen Umsätzen, andererseits vermutet Europol, dass die umsatzstärksten Händler*innen Gruppen mit Hintergrund in der organisierten Kriminalität sind. So schreibt der Bericht, dass das oberste eine Prozent der erfolgreichsten Anbieter*innen für 51,5 Prozent aller Transaktionen auf Darknet-Märkten verantwortlich sind [9].
Bertola bilanziert, dass die Strukturen der Kryptomärkte zwar attraktiv für organisierte Kriminalität erscheinen, es jedoch bisher kaum empirische Belege für die Präsenz von organisierten Gruppen gibt. Möglich erscheint es dennoch, dass organisierte Gruppen als Quelle für Händler*innen auf Kryptomärkten dienen [10]. Zwar ist es schwierig genaue Informationen über Händler*innen zu dokumentieren, jedoch gaben Befragungen Auskunft über das Land aus denen Händler*innen versendeten. Während circa 24% der befragten Personen keine Angaben machten, stellte sich heraus, dass der Großteil der Händler*innen, die eine Angabe machten, aus dem globalen Norden versendeten (circa 25% aus den USA, 33% aus Europa, circa 9% aus Australien und nur circa 9% aus anderen Ländern oder Kontinenten). Tzanetakis folgert aus diesen Daten, dass Anbieter*innen aus dem globalen Süden das Potenzial von Kryptomärkten bisher noch nicht ähnlich nutzen konnten wie Anbieter*innen aus dem globalen Norden [3].
Im digitalen Drogenhandel wird das Gewaltpotenzial, welches bei nicht-digitalen Drogenmärkten häufig im persönlichen Treffen liegt, deutlich reduziert. Die Anonymität, sowie das Fehlen persönlicher Interaktion, reduziert aggressive Auseinandersetzungen, wie beispielsweise Bedrohungen, enorm. Für Konflikte auf Kryptomärkten gibt es ein sogenanntes Treundhandverfahren, bekannt als Centralised Escrow, welches bei Konflikten zwischen Händler*innen und Kund*innen vermitteln soll und meistens von Administrator*innen des Kryptomarktes geführt wird [3].