Verbundprojekt des Bundesministerium für Bildung und Forschung
Reduktion des Eintrags von Plastik über das Abwasser in die aquatische Umwelt (REPLAWA): Regulierungsvorhaben und -maßnahmen weltweit
Zusammenfassung: In den letzten Monaten hat das öffentliche Interesse am ökologischen Plastikproblem erneut zugenommen, Medien berichten fast täglich über die Verschmutzung der Ozeane durch Plastik, die Konsequenzen von Mikroplastik für Tierbestände oder über Kampagnen, die die Regulierung von Plastiktüten, Plastik in der Kosmetik oder Plastikstrohhalmen fordern. Das transdisziplinäre Projekt REPLAWA setzt genau hier an und fokussiert sich auf ein relevantes Nadelöhr für die gesamte Verschmutzungsproblematik. Konkret wird untersucht, wie sich durch verbesserte technische Regulierung der Eintrag von Mikroplastik in das Abwasser und somit in die Aquasysteme von Flüssen bis Ozeane verringern lässt.
Generell gelangt Mikroplastik über zwei Wege in die (aquatische) Umwelt: Im Sinne von primärem Mikroplastik ist er etwa ein absichtlich zugesetzter Bestandteil von Kosmetika wie Zahncreme und Peelings, der zum Abwaschen gedacht ist. Sekundäres Mikroplastik entsteht als Problem zum Beispiel durch den Abrieb von Reifen, durch die Zersetzung von Makroplastik über Zeit hinweg oder durch die Auswaschung vom Mikrofasern aus Kleidung mit hohem Plastikanteil. Beide Plastikarten finden ihren Eintrag in die Umwelt über den Wasserweg und stellen damit ein umweltpolitisches Problem mit grundsätzlich internationaler oder gar globaler Reichweite dar.
Innerhalb des Projektes fokussiert das sozialwissenschaftliche Arbeitspaket auf die Regulierung von Plastik und untersucht aus Perspektive der Internationalen Beziehungen, warum bestimmte Regelungen in Anlage, Breite und Verbindlichkeit die vorliegende Form haben. Eine explizit politikwissenschaftliche Analyse verschiedener Anti-Plastik-Normen, -Regulierungen und -Initiativen fehlt bislang, um die augenscheinliche Varianz der Regulation erklären und erkennbare Muster verstehen zu können. So können Regulierungen generell sehr unterschiedlich institutionalisiert sein, also Verbote, Anreizsysteme oder auch Selbstverpflichtungen umfassen. Zudem kann die Regulierung an unterschiedlichen Phasen des Produktzyklus von Plastik ansetzen und damit eher die Produktion, die Nutzung oder den Verbleib bzw. das Recycling von Plastik zu regulieren suchen. Schließlich zielen Regulierungen auf unterschiedliche Räume ab, indem sie entweder kommunal, national, regional oder global angelegt sind oder funktional zwischen land- vs. water-based regulation unterschieden werden kann. Auch bezüglich ihres Ziels kann sich erneut Varianz zeigen: Soll allein die Anzahl der in die Umwelt gelangenden Mikroplastik verringert oder deren nicht zuletzt auch gesundheitsschädlichen Wirkungen mitreguliert werden? Bei all diesen Fragen legt das Projekt besonderes Augenmerk auf das Zusammenspiel von technischer und politischer Regulierung.
Projektziele: Im sozialwissenschaftlichen Arbeitspaket wird eine Datenbank aus unterschiedlichen Regulierungen zu Mikroplastik im Abwasser weltweit erstellt, die Interessen der relevanten Akteure in Bezug auf die Regulierung analysiert, politische Maßnahmen im Hinblick auf ihre Problemlösung bewertet sowie Handlungsoptionen für den Bereich der Siedlungswasserwirtschaft, aber auch für politische Entscheidungen zusammengestellt. Wesentliche Analyseschritte des Projektes sind demnach:
- Aufbau einer Datenbank zur Plastikregulation
- Interviews mit nationalen, europäischen und globalen Akteuren
- Inhaltliche Vernetzung mit den anderen Schwerpunkten der Fördermaßnahme
- Analyse von Akteursinteressen (staatlich wie privat) und deren Auswirkungen auf Regulierung (deskriptiv und kausal)
- Kausale Analyse der Regulierungsergebnisse
- Bewertung der politischen Maßnahmen im Hinblick auf Problemlösung
Publikationen des Projektes:
Bastian Loges & Anja P. Jakobi: Not More Than the Sum of its Parts: De-Centered Norm Dynamics and the Governance of Plastics. In: Environmental Politics, 29(2020)6, 1004-1023.[Link]
Anja P. Jakobi, Bastian Loges & Denise Päthe (2019) The Transnational Governance of Plastics. Actors, Structures and Processes. Arbeitspapier. TU Braunschweig [Link]
Einbindung in das Forschungsprofil des Instituts: Das Thema "Regulierung von Mikroplastik" berührt unterschiedliche Bereiche des Forschungsprofils des Institutes für Internationale Beziehungen: Fragen von Global Governance, Internationale Institutionen und Politikdiffusion in der Weltgesellschaft" stehen im Mittelpunkt, aber uns interessieren auch weitere Aspekte von Plastik aus den Bereichen Umweltkriminalität oder Umweltsicherheit.
Förderdaten und weitere Informationen:
Gefördert wird das Verbundprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Forschungsschwerpunktes Plastik in der Umwelt. Der Forschungsschwerpunkt "Plastik in der Umwelt - Quellen, Senken, Lösungsansätze" ist Teil der Leitinitiative Green Economy des BMBF-Rahmenprogramms "Forschung für Nachhaltige Entwicklung" (FONA)
Titel des BMBF-Verbundprojekt: "Reduktion des Eintrags von Plastik über das Abwasser in die aquatische Umwelt" (REPLAWA)
Titel des Teilprojekts: Sozialwissenschaftliche Analyse von Regulierungsvorhaben und -maßnahmen weltweit
Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Förderzeitraum: 2018 bis 2020
Projektleitung: Prof. Dr. Anja P. Jakobi, Dr. Bastian Loges
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Denise Päthe, M.A.
Weitere Informationen zum Verbundprojekt und weiteren Partnerprojekten innerhalb der BMBF-Initiative "Plastik in der Umwelt":