Überblicksvorlesung halten, Examensarbeiten betreuen, Drittmittel akquirieren, natürlich nur aus Hochstatusquellen, sich in Gremien durchsetzen, den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern, möglichst bald das Studiendekanat übernehmen, Chef/Chefin sein, sich hochschul- und standespolitisch engagieren, in den Fachverbänden eine Rolle spielen usw. usf. – das soll und kann man angeblich plötzlich alles, sobald der erste Ruf erteilt ist. Und inhaltlich weiterarbeiten möchte man eigentlich auch. Im Gegensatz zu Hochschulsystemen in anderen Teilen der Welt, in denen man relativ früh eine langfristige Perspektive und eine Art Hochschullehrersozialisation erhält, kann man dies im deutschen System von einem Tag auf den anderen.
Inzwischen gibt es zwar hochschuldidaktische Bildungsangebote, mit ein bisschen Glück auch hochgradig unterstützende Kolleginnen und Kollegen, aber trotzdem ist dieser abrupte Übergang eine große Herausforderung. Der schöne alte Spruch aus der Lehrerbildung – teachers don’t teach the way they were taught to teach, teachers teach the way they were taught - der zwar nie so ganz stimmte, aber doch auf die Bedeutung der eigenen Lernerfahrungen für das eigene Lehrverhalten hinwies, trifft auf neugebackene Professoren und Professorinnen wahrscheinlich noch stärker zu: Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit den eigenen Betreuerinnen und Betreuern, bei denen man professorale Tätigkeiten aus nächster Nähe beobachten konnte, werden nicht ohne Einfluss auf das eigene Verhalten bleiben.
In den 90 Minuten, die uns für dieses Thema zur Verfügung stehen, möchte ich in ca. 30 bis 45 Minuten in einer Mischung aus Erfahrungsbericht und einigen Belegen aus der Hochschulforschung die Themen anreißen, die m.E. für das erfolgreiche ‚Überleben‘ dieses radikalen Übergangs besonders wichtig sind. Der Rest der Zeit soll der gemeinsamen Diskussion der Frage dienen, wie man diesen Übergang - allein und gemeinsam - möglichst gut vorbereiten kann.