Wer sind Sie und woran forschen Sie?
Mein Name ist Sandra Buchmüller. Ich bin feministische Designforscherin. ich verbinde Technikgestaltung mit sozialen Fragestellungen. Dabei gehe ich im Wesentlichen folgenden Fragen nach: Wer gestaltet Technik für wen auf welcher Wissensgrundlage? Wer profitiert von der Technik? Wer wird benachteiligt, ggf. übersehen, vergessen und damit ausgeschlossen? Mein Hauptinteresse gilt den Nutzer*innen und anderen von der Technik Betroffenen, die in der Forschung und Entwicklung häufig nicht mitgedacht oder in klischeehafter Weise adressiert werden. Dazu bediene ich mich Ansätzen und Herangehensweisen der Gender Studies, insbesondere der feministischen Wissenschafts- und Technikforschung und der kritischen Designforschung, die ich in die technische Forschung und Entwicklung mit einbringe. Ich glaube daran, auf diese Weise zu einer sozial verantwortlichen und gerechteren Technikentwicklung beitragen zu können.
Welcher Fragestellung gehen Sie konkret nach?
Im Forschungscluster gehe ich gemeinsam mit meiner Kollegin und Doktorandin Julia Stilke der Frage nach, welche Wünsche und Anforderungen Passagiere und Anwohner*innen von Flughäfen an eine nachhaltige Luftfahrt haben. Mein Anliegen ist, ihre Vorstellungen und Anforderungen zum integralen Bestandteil der Wissensgrundlage des Forschungsclusters zu machen, weil ich denke, dass sie ein Recht darauf haben, die Zukunft der Luftfahrt mitzubestimmen.
Was begeistert Sie an dem Thema?
Ich bin Verfechterin der Demokratie. Das setzt voraus, viele verschiedene Personen und Interessensgruppen an gesellschaftlich relevanten Entscheidungen zu beteiligen. Das gilt meines Erachtens auch für die Wissenschaft. Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, denjenigen Einfluss einzuräumen, die von zukünftigen Technologien direkt oder indirekt betroffen sind und in angewandten, tendenziell technikgetriebenen Forschungsprozessen häufig vergessen werden. Ich freue mich sehr über die Bereitschaft der Forscher*innen und Ingenieur*innen im Cluster, sich diesen Perspektiven zu öffnen.
Welche Relevanz hat das Thema für die Zukunft der Luftfahrt?
Flugzeuge haben eine lange Lebesndauer und verursachen nachweislich schädliche Einflusse auf Mensch und Natur. Ich halte es deshalb für wichtig, eigentlich unumgänglich, dass die Vorstellungen derjenigen, die die Technik in Zukunft nutzen oder in anderer Weise davon betroffen sind, zu berücksichtigen. Für unser Projekt hoffe ich, auch junge Leute für eine Teilnahme begeistern zu können, vielleicht sogar welche, die in der Fridays-for-Future Bewegung aktiv sind. Ihre Perspektiven und Vorstellungen im Forschungscluster zu berücksichtigen, halte ich für besonders wesentlich, da sie als Kinder der Globalisierung auf Mobilität angewiesen sind und gleichzeitig von den Konsequenzen der Klimakrise zukünftig stark betroffen sein werden.
Was ist das Besondere an der Mitarbeit am interdisziplinären Forschungsnetzwerk SE²A?
Das sind definitiv die unterschiedlichen ingenieurwissenschaftlichen Fachkulturen mit ihren spezifischen Denk- und Handlungsweisen sowie mathematischen Simulations- und Optimierungsmodellen. Im Unterschied dazu ist Ziel unserer Forschung, zum einen den Arbeitsalltag der ingenieurwissenschaftlichen Forscher*innen ethnografisch beobachtend, damit qualitativ nachvollziehen und verstehen zu lernen sowie zum anderen den quantitativen Metriken qualitative Parameter hinzuzufügen, um bisher noch nicht berücksichtigte Wünsche und Anforderungen von Passagieren und Flughafen-Anwohner*innen im Forschungscluster mit abzubilden.
Cluster of Excellence SE²A –
Sustainable and Energy-Efficient Aviation
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