Civil Engineering

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IGÖ / bowi | Für einen nachhaltigen Wiederaufbau der Ukraine

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Philipp Schwartz Fellowship: Anastasiia Splodytel forscht zur Sanierung von Kriegsböden

Der Krieg in der Ukraine hat das Leben von Dr. Anastasiia Splodytel in den vergangenen Jahren stark geprägt. Der Konflikt, der ihr ganzes Leben verändert hat, ist für die Wissenschaftlerin aber auch Ansporn, Lösungen für die entstandenen Umweltschäden zu finden. Die Geografin und Bodenkundlerin widmet sich der Erforschung und Sanierung kriegsgeschädigter Böden. Seit Oktober 2024 forscht Dr. Anastasiia Splodytel dazu in der Abteilung Bodenwissenschaften des Instituts für Geoökologie der Technischen Universität Braunschweig, unterstützt durch ein zweijähriges Stipendium der Philipp Schwartz-Initiative für gefährdete Wissenschaftler*innen.

„Böden sind meine wissenschaftliche Leidenschaft“, sagt Dr. Anastasiia Splodytel. Von Anfang an hat sie sich mit anthropogenen, also vom Menschen verursachten Einflüssen wie Industrie und Landwirtschaft auf Böden beschäftigt. Im Laufe der Jahre hat sich die ukrainische Wissenschaflterin zunehmend auf die Auswirkungen militärischer Konflikte konzentriert – ein Thema, das seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine 2022 nur noch an Dringlichkeit gewonnen hat. Im Fokus ihrer Forschung steht das Verhalten von Schadstoffen in den Böden von Kriegsgebieten, Truppenübungsplätzen und urbanisierten Gebieten. Ein Schwerpunkt ist die Suche nach wirksamen Methoden der Bodensanierung nach Kriegen, um Ökosysteme wiederherzustellen und die Umweltsicherheit zu gewährleisten.

Auswirkungen des Krieges auf Böden

„Der von Russland besetzte Donbass ist seit 2017 das Testgebiet für meine Forschung. Der Krieg hat mich unweigerlich verändert, aber gleichzeitig verstärkt er auch meine Motivation, Lösungen durch meine Forschung zu finden.“ In den vergangenen Jahren hat Anastasiia Splodytel an mehreren Projekten mit internationalen Partnern gearbeitet, um die Umweltauswirkungen des Krieges auf die Böden in der Ukraine zu erfassen. Dazu gehörten auch Kooperationen mit Umweltorganisationen und die Ausbildung zukünftiger Wissenschaftler*innen. „Damit können wir die Grundlage für einen nachhaltigen Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg schaffen.“

Dieses Ziel verfolgt Dr. Anastasiia Splodytel auch mit ihrer Forschung in Braunschweig. In ihrem Projekt geht es darum, Bodenmanagement-Werkzeuge für kriegsgeschädigte Ökosysteme in der Ukraine zu entwickeln. Die großflächige Kontamination mit potenziell toxischen Elementen, darunter Schwermetalle wie Blei, Zink und Kupfer, stellt eine ernsthafte Bedrohung für die landwirtschaftlichen Nutzflächen und die Gesundheit der Bevölkerung dar. Bei Feldstudien, bei denen sie rund 1.000 Bodenproben aus Gebieten mit unterschiedlicher Intensität der Kampfhandlungen entnommen hat, stellte die Wissenschaftlerin fest, dass die Schadstoffkonzentrationen häufig die zulässigen Höchstwerte und die natürlichen regionalen Belastungswerte überschreiten.

Lösungen für die Bodensanierung

Unter anderem hat Anastasiia Splodytel Experimente im Gewächshaus geplant, um die Anreicherung von Schwermetallen in Pflanzen auf der Grundlage ihrer genetischen und artspezifischen Merkmale zu bestimmen, was für das Verständnis der Prozesse der Schadstoffumverteilung im System Boden-Pflanze wichtig ist. Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, einen Katalog von Umweltlösungen für die Bodensanierung zu entwickeln.

Wichtig dafür sind auch die Methoden der Bodensanierung, die Professorin Magdalena Sut-Lohmann, Leiterin der Abteilung Bodenwissenschaften am Institut für Geoökologie, anwendet. Sie basieren auf Pflanzen und Mikroorganismen und könnten dabei helfen, die Böden in der Ukraine auf ökologische Weise zu regenerieren. Ebenso wie die Sensortechnologien zur Fernüberwachung, an denen Professorin Sut-Lohmann arbeitet, und die es ermöglichen, kontaminierte Flächen zu erkennen und zu bewerten. „Professorin Sut-Lohmann ist eine Expertin auf dem Gebiet der Altlastenforschung, von der ich viel lernen kann“, freut sich Anastasiia Splodytel. „Mein Forschungsprojekt ist der Ukraine gewidmet und ich hoffe, dass die Ergebnisse meiner Arbeit dem Wiederaufbau der Nachkriegsgebiete nutzen werden.“

Team international ausbauen

Mit ihrem Projekt ergänzt Anastasiia Splodytel auch die Forschung der Abteilung Bodenwissenschaften. „Ich freue mich sehr, dass mein Team so schnell international wächst und dass wir dank Dr. Splodytel an so wichtigen und aktuellen Aspekten der Bodendegradation aktiv mitwirken können. Ich bin sehr stolz darauf, Dr. Splodytel bei ihrer Arbeit zu unterstützen, die Böden in ihrem Land nach dem Krieg zu rekultivieren, denn sie ist eine sehr mutige, junge Wissenschaftlerin, die sogar bereit ist, Proben direkt von der Frontlinie zu nehmen“, sagt Professorin Magdalena Sut-Lohmann.

In Braunschweig hat sich Anastasiia Splodytel bereits gut eingelebt – auch dank der Unterstützung durch das International House und den Forschungsservice der TU Braunschweig: „Sich an eine neue Kultur und ein anderes Wissenschaftssystem anzupassen, in dem viele Prozesse anders ablaufen als ich es aus der Ukraine gewohnt bin, ist keine leichte Aufgabe. Aber mit der Hilfe der Universität war es keine große Herausforderung, die notwendigen Dokumente für meinen Aufenthalt in Deutschland zu organisieren und eine Wohnung zu finden. Ich bin wirklich beeindruckt von der Offenheit der Menschen und der Hilfe, die ich hier erfahre.“

Kontakt

Prof. Dr. Magdalena Sut-Lohmann
Technische Universität Braunschweig
Institut für Geoökologie
Abt. Bodenwissenschaften
Langer Kamp 19c
38106 Braunschweig
Tel.: 0531 391-5605
E-Mail: magdalena.sut-lohmann(at)tu-braunschweig.de
www.tu-braunschweig.de/geooekologie/institut/boku

Zur Person

Anastasiia Splodytel studierte Geografie an der Geografischen Fakultät der Staatlichen Pädagogischen Universität Winnyzja (Ukraine), wo sie die Auswirkungen anthropogener Aktivitäten auf Karstprozesse untersuchte und an der Einrichtung neuer Naturschutzgebiete mitwirkte. Im Jahr 2014 setzte sie ihr Studium in Kiew im Masterstudiengang Geografie an der Ukrainischen Staatlichen Universität Mykhaylo Dragomanov fort. Später verteidigte sie ihre Dissertation an der Staatlichen Universität für Umweltwissenschaften in Odessa, die sie während ihres Graduiertenstudiums am Institut für Geographie der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine vorbereitet hatte.

Da sie sich auf die Untersuchung des Verhaltens von Schwermetallen in Böden konzentrierte, wechselte sie in die Abteilung für Geochemie technogener Metalle und analytische Chemie am Institut für Geochemie, Mineralogie und Erzbildung der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine. Außerdem erwarb sie einen zweiten Abschluss in Wirtschafts- und Verwaltungsrecht am Igor Sikorsky Kyiv Polytechnic Institute.

Über die Philipp Schwartz-Initiative

Die Philipp Schwartz-Initiative wurde gemeinsam von der Alexander von Humboldt-Stiftung und dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen. Das Programm soll Wissenschaftler*innen unterstützen, die in ihren Heimatländern erheblicher und anhaltender persönlicher Gefährdung ausgesetzt sind. Um eine Förderung durch die Philipp Schwartz-Initiative zu beantragen, müssen Hochschulen unter anderem ein Konzept vorlegen, wie sie gefährdete Forschende wissenschaftlich und persönlich einbinden wollen.

Beitrag von Bianca Loschinksy aus dem MAGAZIN der TU Braunschweig

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