Schreiben, Tun und Nature Writing
Wildnis – für die einen hoffnungslos romantische Projektion auf die zum Erholungsgebiet, Baugrund, Rohstofflieferanten degradierte Natur; für die anderen letzte Hoffnung, daß ein entwildertes Europa sich in einem Akt totalen rewildings seelisch-moralisch regeneriere. Träumern und Verächtern entgeht gleichermaßen, daß Wildnis ein Arbeitsbegriff ist, der weniger einem Zustand als vielmehr Prozessen gilt, einem vitalen Ermöglichungsraum des weder Plan- noch Vorhersehbaren. Hier berührt sich das Nature Writing mit handfestem Tun von ökologischen Protestformen bis zur intensiv extensiven Landschaftspflege. Wildnisarbeit wurde nie vom Schreibtisch aus betrieben; deshalb begeben sich die drei Teile des Essays in die letzten Leipziger Brachen, in die wendländische Elbtalaue und auf den Ostthüringer Streuobsthang über dem verwilderten Sandsteinbruch des Autors. Bei seiner Wildnisarbeit begegnet Jan Röhnert Menschen und Werken, in denen das Tun Hand in Hand geht mit dem Schreiben von dem, was sich nur im Offenen ereignet. Röhnert kultiviert seine Orte wie er in der Landschaft Spuren liest und Sporen legt – eine Landschaft, die sich erst offenbart, wenn das Wilde in ihr zugelassen ist. »Wildnisarbeit« ist ein poetischer Essay, der das zum modischen Anhängsel gewordene Nature Writing auf seine Grundvoraussetzung zurückführt: die Einheit von Ort, Schreiben, Tun. Ein ergänzender Traktat verankert schließlich das Nature Writing dort, wo es herkommt: bei der Natur und ihren Elementen – die es wie Wasser Steine Bäume wirklich gibt! Das so flüchtig wie genau Wahrgenommene wird Schrift, die Schrift wieder zum Tun, weil die Freude irdischer Resonanz zugleich ethischer Impuls des Bewahrens ist.
Das Buch ist ab Ende März im Arco-Verlag verfügbar.
Die die Wildnis präsentiert sich facettenreich und wird in literaturwissenschaftlichen, geistes- und naturkundlichen Kontexten beleuchtet. Diese wechselvolle Landschaftsqualität fordert uns dazu auf, darüber nachzudenken, wie eine Balance zwischen den berechtigten Interessen aller – auch der nichtmenschlichen Akteure – gefunden werden kann, um den Herausforderungen von Klimawandel und Biodiversitätsverlust nachhaltig zu begegnen.
Die Wildnisarbeit lässt den Blick schweifen in den letzten Leipziger Brachen, dem Archipel Höhbeck in der wendländischen Elbtalaue und den ostthüringischen Steinbruchwiesen.
Das Nature Writing blick auf die Gegenwärtigkeit einer Literatur an den Schnittstellen von Wissenschaft und Poesie, um Natur zu erfahren, von der Natur zu erzählen, von dem Beteiligtsein und den vielen Facetten auf die Wildnis, das Wasser, Gestein und Landschaft. Auch handelt es von dem "Tun".
Das Projekt Wildnisarbeit - Wildnis als Reflexionsfigur und Narrativ des Nature Writing wurde gefördert von Pro*Niedersachsen / Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Laufzeit: 01.04.2023-31.03.2024